Balgarien. (April 22. —Oktober 31.) 295
übereinkommen auf der Grundlage der Meistbegünstigung. Es
soll bis 31. Dezember 1897 gelten.
22. April. (Sofia.) Der Fürst mahnt eine maccedonische
Abordnung zu friedlichem Verhalten.
26. Mai. (Sofia.) Auf Vorstellung der parlamentarischen
Untersuchungskommission verweigert der Minister des Innern Stam-
bulow den Paß zu einer Reise ins Ausland.
Mai. Reise des Fürsten ins Ausland.
Juni. Juli. Der macedonische Aufstand. Die Pforte, Bul-
garien und die Großmächte.
Der macedonische Aufstand breitet sich an der bulgarischen Grenze
aus, es kommt zu Zusammenstößen zwischen türkischen und bulgarischen
Soldaten. Die Porte verlangt Auflösung der macedonischen Vereine in
Bulgarien, da diese den Aufstand schürten. Die bulgarische Regierung lehnt
das ab, da sie jede Grenzverletzung verhindere, und beansprucht Entschädigung
für die von den Türken verwundeten bulgarischen Soldaten. Die Vertreter
er Großmächte machen der bulgarischen Regierung Vorstellungen über die
revolutionäre Agitation der macedonischen Emigranten in Bulgarien, wo-
rauf die bulgarische Regierung bestreitet (8. Juli), daß bewaffnete bul-
garische Banden die macedonische Grenze überschritten. Die Schuld an den
Unruhen trage nicht Bulgarien sondern die Pforte; die Ursachen der Un-
ruhen seien dieselben wie in Armenien. Die Konsuln wiederholen nach-
drücklich die Forderung der Bewegung ein Ende zu machen.
Juli. Eine bulgarische Abordnung reist nach Rußland, um
einen goldnen Kranz auf das Grab Alexanders III. zu legen. S.
Rußland.
15. Juli. (Sofia.) Attentat auf Stambulow, der schwer
verwundet wird.
Das Verbrechen wird in der Presse ganz Europas lebhaft besprochen.
Da die Verfolgung der entkommenen Verbrecher lässig betrieben wird, wird
der Regierung vielfach Mitschuld oder Geschehenlassen vorgeworfen. Die
Regierung giebt das Attentat für einen Akt der Privatrache aus. Der
deutsche Konsul spricht im Namen des diplomatischen Korps seinen schärfsten
Tadel aus über das Verbrechen (17. Juli).
Das Beileidstelegramm, das der in Karlsbad weilende Fürst Ferdinand
der Frau Stambulow sendet, nimmt diese nicht an.
18. Juli. (Sofia.) Stambulow f.6
12. August. Rückkehr des Fürsten nach Sofia.
31. Oktober. (Sofia.) Eröffnung der Sobranje.
Die Thronrede sagt über das Verhältnis zu Rußland: „Das Wohl-
wollen, das der Kaiser Nikolaus der Abordnung angedeihen ließ, der treff-
liche Empfang, den die Abgeordneten in den Kreisen der russischen Regierung
und bei allen Schichten der ruffischen Gesellschaft gefunden hat, enthält für
uns die Bürgschaft, daß bei einem Aufwand von Beharrlichkeit und Geduld
die Beziehungen zu der Schwesternation, die uns befreit hat, und unserm
Vaterlande sich derart gestalten werden, wie fie sein sollen."“