298 Serbien. (Januar 12. — April 24.)
Fehlbeträge in den Voranschlägen veranlaßt; diese Fehlbeträge würden durch
Ersparungen gedeckt werden. Die Personalsteuer und die von den Bauern
für den Klerus gezahlte Steuer von 4fr würden aufgehoben werden.
Schließlich kündigt die Thronrede Gesetzentwürfe über Fischerei, über den
Bau eines Hafens in Constanza und über die Weiterentwicklung des Eisen-
bahn= und Verkehrswesens an und spricht das Vertrauen aus, daß das
Land die notwendigen Opfer bringen werde, um seine Rüstung zu vollenden,
das Gehalt der Offiziere aufzubessern und den Grenzdienst zu organifieren.
XVII.
Serbien.
12. Januar. (Belgrad.) Politische Prozesse.
Im Prozesse Tschebinatz (vgl. 1894 S. 309) werden Tschebinatz und
einige Angeklagte zu mehrjährigem Gefängnis verurteilt. In einem gleich-
zeitigen Prozesse wegen versuchter Vergiftung des Königs werden die An-
geklagten freigesprochen. (Der König begnadigt sie 7. Juli.)
12. Januar. Ukas über das Budget.
Ein von sämtlichen Ministern gegengezeichneter Königlicher Ukas ver-
fügt, daß bis zur Votierung des neuen Budgets durch die Skupschtina das
Budget des vorigen Jahres auch für das laufende Jahr zu gelten hat.
22. Januar. Serbien tritt den Beschlüssen der Dresdener
Sanitätskommission bei.
27. Januar bis 26. März. Der König reist nach Frankreich
zum Besuche seiner Mutter.
Anfang April. Gewaltthaten der Regierung. Ministerkrifis.
Der Ministerpräsident Christitsch läßt viele radikale und liberale
Gemeinderäte, Wähler u. s. w. verhaften oder absetzen. Es kommt zu
blutigen Kämpfen zwischen Gendarmerie und Bevölkerung. Im Ministerium
bricht darüber ein Zwiespalt aus, der Justizminister Georgewitsch tritt
zurück, mehrere andere drohen mit ihrer Demission bei Fortsetzung der
Gewaltpolitik.
19. April. Wahlen zur Skupschtina.
Es werden gewählt 150 Ministerielle, 18 Liberale, 1 Radikaler. Die
Liberalen und Radikalen hatten Stimmenenthaltung proklamiert, die Re-
gierung ernennt thatsächlich die Kandidaten.
24. April. (Nisch.) Eröffnung der Skupschtina.
Der König betont in der Thronrede die Notwendigkeit, die politischen
Leibenschaften zu besänftigen und Ruhe und Ordnung wiederherzustellen,
habe im vorigen Jahre in dem König den Entschluß gereift, die Verfassung
zu ändern, und fordert aufmerksame Behandlung der finanziellen Verhält-
nisse. Die Skupschtina votiert eine Vertrauensadresse (29. April).
3. Mai. Finanzminister Petrovic tritt zurück und wird durch
Popovic ersetzt.