EII Ila#aten von Nord-Anerika. (Dezember 16.— 17.)
wodurch die Goldreserve praktisch bedeutungslos geworden sei. Von Fragen
der auswärtigen Politik bespricht Cleveland das schroffe Auftreten Englands
in Venezuela, wogegen Amerika Vorstellungen erhoben habe, die cubanische
und armenische Frage. In eingehender Besprechung der Handelsbeziehungen
zu Deutschland bezeichnet er die deutschen Schutzmaßnahmen gegen die
Einfuhr von Vieh und Nahrungsmittel als umsomehr Aergernis erregend,
da kein europäischer Staat so vorsichtig die Nahrungsmittel-Ausfuhr über-
wache wie Amerika. Die geschäftliche Ausschließung amerikanischer Ver-
sicherungs-Gesellschaften in Preußen wird engherzigen, lästigen und unvor-
hersehbaren Einschränkungen zugeschrieben. Es sollten Gegenmaßregeln in
Betracht gezogen werden.
16. Dezember. (Washington.) Schatzbericht.
Die Einnahmen betrugen im letzten Etatsjahre (1. Juli 1894 bis
30. Juni 1895) 390 373 203, die Ausgaben 4331784426 Dollar. Die Ein-
nahmen des Jahres 1895 überstiegen die des Jahres 1894 um 17570 705
Dollar. Die Einnahmen bis Ende des laufenden Etatsjahres werden auf
431 907 407, die Ausgaben auf 448 907 407 Dollar geschätzt. Die Ein-
nahmen des nächsten, am 30. Juni 1897 endigenden Etatsjahres werden
auf 464 793 120, die Ausgaben auf 457 884 193 Dollar geschätzt.
17. Dezember. (Washington.) Botschaft Clevelands an den
Kongreß über die Venezuelafrage. Englands Haltung. Monroe-
doktrin.
Cleveland berichtet über die Verhandlungen mit England. Lord
Salisbury erhebe dagegen Einspruch, daß die amerikanische Regierung in
der vorliegenden Frage der Monroe-Lehre eine neue und befremdende Aus-
legung gebe, einer Lehre, welche im allgemeinen auf den Stand der Dinge
im ganzen heutigen Tagesleben, und im besondern auf die gegenwärtige
Streitfrage unanwendbar sei. In der in seiner Botschaft hieran geknüpften
Erörterung bezeichnet Präsident Cleveland die Auslegung der Monroe-Lehre
durch Amerika als stichhaltig und als wichtig für die Sicherheit der Nation,
als wesentlich für die Erhaltung ihrer freien Einrichtungen und dazu be-
bestimmt, in jeder Entwicklungsstufe des nationalen Lebens Anwendung zu
finden. Die Doktrin könne nicht veralten. Sodann stellt Präsident Cleve-
land die Behauptung auf, daß die Doktrin vollkommen auf den Fall an-
wendbar sei, wo eine europäische Macht durch eine Grenzausdehnung von
einem Gebiete Besitz zu ergreifen suche, das einer Republik auf dem ameri-
kanischen Festlande gehöre. Nach dem Ausdrucke des Bedauerns darüber,
daß England die Schlichtung der Angelegenheit durch Schiedsspruch ablehne,
bemerkt Cleveland, es bleibe nichts übrig, als die gegebene Lage anzunehmen
und entsprechend zu handeln. Der Streit habe ein Stadium erreicht, das
es den Vereinigten Staaten zur Pflicht mache, Schritte zu ergreifen, um
festzustellen, was die wirkliche Grenze zwischen Venezuela und Britisch-
Guiana ist. Der Präsident schlägt daher vor, daß der Kongreß eine ent-
sprechende Summe für die Kosten einer Kommission bewillige, welche die
erforderliche Unternehmung vornehmen und mit möglichst geringem Verzug
über die Angelegenheit Bericht erstatten solle. „Wenn dieser Bericht erfolgt
sein wird,“ fährt die Botschaft fort, „würde es die Pflicht der Vereinigten
Staaten sein mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln sich einem vor-
sätzlichen Angriff auf ihre Rechte und Interessen, der Aneignung irgend
welcher Landstrecken durch Großbritannien zu widersetzen, welche wir nach
vorgenommener Unterredung als von Rechts wegen Venezuela gehörig er-
kennen mögen. Ich bin mir wohl der vollen Verantwortlichkeit bewußt, die ich