Nord-Amerika. (Juli 24. — August 27.) 293
ist eine britische Politik, begründet auf britische Gewinn- und Machtsucht,
und seine allgemeine Annahme hat andere Nationen in finanzielle Knecht-
schaft von London gebracht. Er ist nicht nur unamerikanisch, sondern anti-
amerikanisch, und er kann den Vereinigten Staaten nur aufgezwungen werden
durch Erdrückung des unbezähmbaren Geistes und der Freiheitsliebe, welche
unsere politische Unabhängigkeit im Jahre 1776 proklamiert und dieselbe
im Revolutionskriege gewonnen haben. Wir verlangen freie und unbe-
schränkte Gold= und Silberprägung zum gegenwärtigen gesetzlichen Ver-
hältnis von 16 zu 1, ohne auf die Hilfe oder Zustimmung anderer Nationen
zu warten. Wir verlangen, daß der Standardsilberdollar ein volles gesetz-
liches Zahlungsmittel, ebenso wie Gold, für alle öffentlichen und Privat-
schulden sein soll, und wir sind zu gunsten solcher Gesetzerlassung, welche
die Demonetisierung irgend einer Art von Legal Tendergeld durch Privat-
kontrakt verhindert. Wir sind gegen die Politik und Praxis, den Inhabern
von Bundesobligationen die gesetzlich nur der Regierung anheimstehende
Wahl zu überlassen, solche Obligationen entweder in Gold= oder Silber-
münze einzulösen. Wir sind gegen Emission zinstragender Bonds der Ver-
einigten Staaten in Friedenszeiten und verdammen die Abmachungen mit
Bank-Syndikaten, welche im Austausch gegen Bonds und zu enormen
Profiten für sich selbst den Bundesschatz mit Gold versorgen, zur Aufrecht-
erhaltung der Politik des Gold-Monometallismus. Der Kongreß allein hat
die Macht, Geld zu prägen und auszugeben, und Präsident Jackson erklärte,
daß diese Macht nicht an Korporationen oder Individuen übertragen werden
könne. Wir brandmarken deshalb die Ausgabe von Noten durch National-
banken, welche als Geld zirkulieren sollen, weil dieselbe im Widerspruch
mit der Bundesverfassung steht, und verlangen, daß alles Papiergeld, welches
gesetzliches Zahlungsmittel für öffentliche und Privatschulden ist, oder für
Zollgebühren von den Vereinigten Staaten in Zahlung genommen wird,
von der Regierung der Vereinigten Staaten ausgegeben werden und in
Münzen einlösbar sein soll.
24. Juli. (St. Louis.) Der Populistenkonvent erklärt sich
für Bryan als Präsidentschaftskandidaten.
30. Juli. Präsident Cleveland erläßt eine Proklamation,
die jede Verletzung der Neutralität gegen Cuba mit strenger Be-
strafung bedroht.
Juli. August. Die Agitation zur Präsidentenwahl dreht
sich fast ausschließlich um die Währungsfrage. Die Deutsch-Ameri-
kaner treten zum weitaus größeren Teile für die Goldwährung ein.
27. August. Mc. Kinley nimmt die Kandidatur um die
Präsidentschaft an.
Er bespricht in seinem Annahmeschreiben die Frage der freien Silber-
prägung, indem er ausführt, schon die bloße Darlegung des demokratischen
Programms habe allgemeine Beunruhigung erregt. Die Amerikaner sollten
sich nicht durch eine falsche Theorie verleiten lassen, welche nichts anderes
bedeute, als eine freie Benutzung der Münzen der Vereinigten Staaten für
die wenigen Eigentümer von Silberbarren. Als die erste Pflicht der repu-
blikanischen Partei bezeichnet er die Abschaffung des bestehenden Tarifs, die
Erlassung eines neuen Hochschutzzollgesetzes. Alle Uebel, die das amerikanische
Volk in den vergangenen Jahren zu ertragen hatte, werden von ihm der