Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwölfter Jahrgang. 1896. (37)

Das eensche Reich und seine einzelnen Glieder. (Juni 11.—14.) 81 
Mir zu sehen, erhebe Ich Mein Glas auf das Wohl Seiner Majestät des 
Zaren und Meines schönen Grenadierregiments: Seine Majestät und das 
Regiment Hurra! — Hurra! — Hurra!“ 
11. Juni. (Preuß. Abgeordnetenhaus.) Letzte Beratung 
des Richterbesoldungsgesetzes. 
Das Haus lehnt den vom Herrenhause wiederhergestellten § 8 der 
Vorlage, den sog. Assessorenparagraphen (vgl. S. 66) mit 201 gegen 170 
Stimmen ab und genehmigt das Gesetz gegen die Stimmen der Konser- 
vativen. (Vgl. Bülow, „Deutsche Jur. Ztg.“ 1896.) 
11. Juni. Die Reichstagskommission für das Bürger- 
liche Gesetzbuch schließt ihre Beratungen. 
12. Juni. (Bayern.) Schluß des Landtages. 
13. Juni. Der Reichstag genehmigt einen Antrag Auer 
(Soz.) auf Aufhebung der Ausnahmezustände in Elsaß-Lothringen 
gegen die Stimmen der Konservativen und Nationalliberalen. 
13. Juni. Das Preuß. Abgeordnetenhaus genehmigt 
mit großer Majorität folgenden Antrag über die Währungsfrage: 
Das Abgeordnetenhaus wolle erklären, daß das Schwanken des Wert- 
verhältnisses der beiden Edelmetalle seit der Aufhebung der französischen 
Doppelwährung im Jahre 1873 sich als eine Schädigung der Interessen 
Deutschlands erwiesen hat, und die Regierung auffordern, im Bundesrat 
alles zu thun, was in ihren Kräften steht, um durch ein internationales 
Uebereinkommen ein festes Wertverhältnis zwischen Silber und Gold her- 
zustellen und zu sichern. Für die hierzu erforderlichen internationalen Ver- 
handlungen ist nach den Erklärungen des englischen Kabinets vom 17. März 
1896 die Initiative Englands abzuwarten. 
14. Juni. (Berlin.) Der Kaiser empfängt in feierlicher 
Audienz den außerordentlichen chinesischen Botschafter, den Vize- 
könig Li-Hung-Tschang (vgl. Asien). 
Der Botschafter hält eine Ansprache (in das Deutsche übersetzt vom 
Botschaftssekretär chinesischen Zolldirektor Detring), in der er auf die Be- 
ziehungen zwischen Deutschland und China durch den Handel und die Ent- 
sendung deutscher Offiziere nach China hinweist. Der Kaiser antwortet: 
„Es gereicht Mir zu hoher Freude, als außerordentlichen Botschafter Seiner 
Majestät des Kaisers von China einen in langjähriger und hervorragender 
Arbeit bewährten Staatsmann zu begrüßen. Gerne erblicke Ich in Ihrer 
Entsendung einen neuen wertvollen Beweis der freundschaftlichen Gesin- 
nungen, welche Ihr mächtiger Gebieter Mir und dem Deutschen Reiche ent- 
gegenbringt. Ich erwidere dieselbe mit aufrichtigem Herzen. Daß die in der 
Vergangenheit erprobte, auf gleichen Interessen des Friedens und der Kultur 
beruhende Freundschaft zwischen China und Deutschland, für deren Erhaltung 
Sie — Herr Botschafter — allezeit eingetreten sind, in Zukunft unver- 
mindert fortbestehe, und daß die darauf gegründeten mannigfachen Be- 
ziehungen sich zum Segen beider Länder weiter entwickeln mögen, ist auch 
Mein Wunsch und Meine zuversichtliche Hoffnung Ich ersuche Sie, Herr 
Botschafter, Sr. Majestät dem Kaiser von China den Ausdruck Meines 
Dankes für Ihre Entsendung und für das von Ihnen Mir überreichte 
Europäischer Geschichtskalender. Bd. XXXVII. 6
	        
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