Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Oktober 18.) 135
Fahnen zu verleihen. Ich hege das zuversichtliche Vertrauen, daß diese
Truppenteile die von Mir ihnen anvertrauten Feldzeichen jederzeit in hohen
Ehren halten und bis in die fernste Zukunft zum Heile Deutschlands und
zum Ruhme des Heeres führen werden. Ich beauftrage Sie, diese Meine
Ordre der Armee bekannt zu machen.
Berlin, den 17. Oktober 1897. Wilhelm.
An den Kriegsminister. v. Goßler.“
Bei der Fahnenweihe übergibt der Kaiser die Fahnen an die
Regimentskommandeure mit folgender Ansprache:
„Die vor dem Altare Gottes soeben mit seinem Segen geweihten
Fahnen übergehe Ich nunmehr den neuen Regimentern, welche unsere Armee,
sich stets wieder erneuernd und verjüngend, aus den Reihen ihrer altbewährten
Regimenter hat neu erstehen sehen. Ich thue dies an geweihter Stätte, vor
dem Denkmal des großen Königs und vor dem Fenster des großen Kaisers.
Nicht minder heilig wie die Stätte ist uns auch der Tag. Es ist der
Jahrestag des großen Sieges, da das deutsche Volk zum erstenmale vor-
ahnend erschauen durfte das Morgenrot kommender Vereinigung und da-
durch bedingter zukünftiger Größe. Der Tag, an dem in ewiger Erinne-
rung von Deutschlands Bergen die Oktoberfeuer leuchten, ist der Geburts-
tag des heldenhaften ersten deutschen Kronprinzen und zweiten deutschen
Kaisers. Aus den altbewährten Regimentern, die er zu Kampf und Sie
geführt, sind die Stämme für die neuen entnommen, denen nunmehr auch
ihre Feldzeichen übergeben werden. Möge der allmächtige Gott, der es
mit unserem Preußenland und unserem gesamten deutschen Vaterland stets
so treu und gut gemeint hat, ein gnädiger Eideshelfer sein all den Tau-
senden von deutschen Jünglingen, die aus des Volkes Kreisen zu diesen
neuen Fahnen strömen werden, wenn sie vor ihnen ihren Fahneneid ab-
legen. Mögen in den Regimentern nach dem Vorbilde des herrlichen
Kaisers seine Haupteigenschaften weiterleben! die völlige selbstlose Hingabe
an das Ganze, das rücksichtslose Einsetzen der eigenen Fähigkeiten, körper-
licher wie geistiger, für den Ruhm der Armee und die Sicherheit unseres
geliebten Vaterlandes. Dann werden, des bin Ich überzeugt, auch bei den
neuen Regimentern fest und unverwandt die Grundvesten bestehen, auf
denen unseres Heeres Disziplin beruht: die Tapferkeit, das Ehrgefühl und
der absolut bedingungslose Gehorsam. Dieses sei Mein Wunsch für die
neuen Regimenter!"
Bei der im königlichen Schlosse gegebenen Tafel bringt der
Kaiser folgenden Trinkspruch aus:
„Das anbrechende Jahr hat am 22. März vor des großen Kaisers
historischem Eckfenster, uns allen so teuer in der Erinnerung, die ruhm-
bedeckten und lorbeerbekränzten Fahnen Seines Gardekorps und Seiner
Leibregimenter stehen sehen, das sinkende Jahr erblickt an derselben Stelle,
am Geburtstage Seines heldenhaften Sohnes, die neuen Fahnen der neu-
formirten jungen Regimenter. Möge der Segen Gottes auf diesen Fahnen
ruhen, und mögen diese in schweren wie in guten Zeiten ihren Regimentern
stets voran wehen mit der Devise: Mit Gott für König und Vaterland!
Allzeit stets bereit für des Reiches Herrlichkeit! Ein Hurra den neuen
Regimentern!“
18. Oktober. (Wiesbaden.) Das Kaiserpaar, Kaiserin
Friedrich und Prinz Heinrich nehmen an der Enthüllung eines
Kaiser Friedrich--Denkmals teil.