Greßbritaunien. (Oktober Anf.—14.) 247
zu begründen. Auch hielt man allgemein für wünschenswert, daß auf
periodisch wiederkehrenden Konferenzen zwischen Vertretern Großbritanniens
und der Kolonien gemeinsame Interessen sachkundig besprochen würden.
Aus dem Protokoll ist ersichtlich, daß Chamberlain auch noch einige andere,
die „imperialen Interessen“ berührenden Fragen, die von mehr unmittel-
barer Bedeutung sind, in den Verhandlungen berührte. In der Ein-
wandererfrage drang der Minister mit Rücksicht auf die indischen Unter-
thanen der Königin mit großem Nachdruck darauf, daß die Kolonien in
ihren Einwanderungsgesetzen jeden Ausdruck vermeiden sollten, wodurch den
asiatischen Bölkern insgesamt ein Makel aufgedrückt würde. Die Premier=
minister machten darauf die Zusage, daß nicht die Rassenmerkmale an sich
als Grund gegen die Zulässigkeit der Einwanderung hingestellt werden
sollen. Auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 hätte Chamberlain
gern das britische Weltreich in einem einzigen großen Gebäude repräsentiert
gesehen. Aus dieser Idee wird aber nichts, da einerseits die franzöfische
Regierung nicht den erforderlichen Raum zur Verfügung stellen kann,
andererseits weil die englischen Kolonien selbst teils bestimmt, teils un-
bestimmt ablehnten, auf der Pariser Ausstellung vertreten zu sein.
Anf. Oktober. November. Verständigungsversuche im Streik
der Maschinenbauer.
Die Streikenden erklären sich auf Anfrage des Arbeitsamts bereit
zu Verhandlungen; der Lordmayor will die Vermittlung übernehmen. Lord
Salisbury erklärt, die Vermittlung nicht übernehmen zu können. die
Regierung werde die Angelegenheit jedoch im Auge behalten. — Die Un-
ternehmer lehnen die Verhandlungen ab, da eine 48 stündige Arbeitswoche
für das Gewerbe verderblich sei. Auch als das Handelsamt seine Ver-
mittlung anbietet (20. Okt.), stellen sie Verzicht auf Verkürzung der Ar-
beitszeit und auf Einmischung der Gewerkschaften in die Geschäftsleitung
als erste Bedingung. Am 24. November kommen Verhandlungen zustande,
in denen die Arbeiter versprechen, die Forderungen der Arbeitgeber einer
allgemeinen Abstimmung der Arbeiter zu unterbreiten. — Die Arbeiter er-
halten Unterstützungen von anderen Gewerkschaften und aus dem Auslande,
unter anderem aus Deutschland. Im Oktober sind gegen 50 000 Mann
ausständig, ihre Zahl vermehrt sich jedoch fortwährend.
14. Oktober. (Birmingham.) Eine Konferenz von Eisen-
bahnbediensteten fordert den Achtstundentag für Signalisten, Loko-
motivführer und Rangierer; Erhöhung des Lohnes für Sonntags-
arbeit und für Überstunden.
Oktober. November. Dezember. Diskussionen über die Not-
wendigkeit, die Armee zu vermehren. Reden Brodricks, Chamber=
lains, Landsdownes.
Nachdem im Sommer der Oberbefehlshaber der Armee Lord Wol-
seley mehrfach die Notwendigkeit, die Armee zu verstärken, betont hat,
begründet am 13. Oktober Brodrick, der Unterstaatssekretär des Krieges,
diese Forderung. Die Anforderungen an die Armee, sagt er, wären unauf-
hörlich. An der Nordwestgrenze Indiens wären gegenwärtig 50 000 Mann
konzentriert. Zwei Bataillone wären nach Kreta abgesandt worden, zwei
weitere Bataillone mit einer Abteilung Artillerie seien nach Südafrika ge-
zogen. Die Operationen des Sirdars Sir Herbert Kitschener im Sudan
brauchten auch ihr Kontingent britischer Truppen. Wenn die jetzige Re-