292 Rußland. (Januar 13.— Februar.)
13. Januar. (Petersburg.) Graf Murawiew, Gesandter
in Kopenhagen, wird zum Verweser des Ministeriums des Außern,
Fürst Jemeretinsky zum Generalgouverneur von Warschau er-
nannt. Zum Minister des Auswärtigen wird Graf Murawiew
am 25. April ernannt.
15. Januar. Ukas über die Währungzfrage.
Ein kaiserlicher Ukas verweist auf die langwierigen Beratungen,
welche die dem Reichsrate zugegangene Währungsvorlage erfordert, auf die
Notwendigkeit, die Prägung von Goldmünzen zu erneuern, sowie auf das
Bestreben, die Zweifel zu beseitigen, welche in der Bevölkerung infolge der
Verschiedenheit zwischen dem Nominalwerte der Goldmünzen und ihrem
Einwechselungswerte bestehen, und verordnet, daß auf die Imperials die
Bezeichnung „15 Rubel“, auf die Halbimperials die Bezeichnung „7½/ Rubel“
aufgeprägt wird ohne jegliche Veränderung der Feingehaltes, des Gewichts
und der Probe.
21. Januar. (Mitau.) Verordnung über die lutherischen
Kirchenschulen.
Sämtliche örtlichen lutherischen Kirchenschulen werden dem Mini-
sterium für Volksaufklärung unterstellt. Das Recht, die Gründung solcher
Schulen zu genehmigen, sowie das Beaufsichtigungsrecht geht hierbei von den
lutherischen Konsistorien auf die Schulbehörden über. (Vgl. F. v. Löwen-
thal, von deutsch-russischen Kämpfen. Preuß. Jahrb. Bd. 90, 3.)
25. Januar. (Helsingfors.) Eröffnung des finnischen
Landtags.
26. Januar. Staatsanleihe.
Ein kaiserlicher Ukas befiehlt die Emission 4prozentiger Staats-
rente im Nominalbetrage von 30 Millionen Rubel zur Deckung eines Teiles
der Ausgaben der Staatsrentei bei der 1897 bevorstehenden Einziehung
der 1889 emittierten 11. Serie Staatsschatzbillets.
Ende Januar. Besuch Murawiews in Paris und Berlin.
Februar. Die Presse über die egyptische und kretische Frage
(vgl. S. 236, 254, 255).
Der in Paris erscheinende, russisch-offiziöse „Nord“ schreibt: „Die
egyptische Frage ist keineswegs begraben, wie die englischen Blätter dies
behaupten. Wenn sie noch nicht den Gegenstand internationaler Unter-
handlungen bildet, so liegt dies daran, daß die Aufmerksamkeit der Groß-
mächte gegenwärtig von den Unterhandlungen in Konstantinopel über die
ottomonische Krise in Anspruch genommen wird. Nach Beseitigung der
türkischen Schwierigkeiten wird man sich ganz gewiß mit der durch die
englische Besetzung in Egypten geschaffenen Lage beschäftigen, und Europa
wird dann die Zeit und die Macht haben, diese Frage zu lösen, wie es
dies hinsichtlich der ottomanischen Krise gethan hat.“
Auch in der kretischen Frage macht die russische Presse scharf gegen
England als den Urheber der Unruhen Front. Die „Novoje Wremia"“
sagt, England hintertreibe die Beilegung der türkischen Wirren, damit die
egyptische Frage nicht auf die Tagesordnung komme. Die „Petersburger
Börsenzeitung" empfiehlt als zweckentsprechende Maßnahme, daß be-
züglich einer Blokade Kretas durch die vereinigte russisch-französische Flotte