Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreizehnter Jahrgang. 1897. (38)

Nordamerika. (Juli 7.—24.) 327 
vier Jahren ein ähnlicher Vertrag Gegenstand der Erörterung gewesen sei, 
habe keine der im Stillen Ozean interessierten Mächte die Aufrechterhaltung 
des status quo in Anregung gebracht. Die Regierung der Vereinigten 
Staaten könne nicht zugeben, daß seitdem ein Anlaß zu einer solchen An- 
regung entstanden sei, oder daß die Einverleibung Hawaiis irgendwelche 
berechtigte Interessen der Stillemeer-Mächte beeinträchtige. In seiner Replik 
gesteht der japanische Minister den vorherrschenden Einfluß der Vereinigten 
Staaten in Hawaii zu. Mit Bezug auf die Behauptung Shermans, daß 
keine der beteiligten Mächte im Jahre 1893, als die Annexion der Inseln 
geplant war, die Aufrechterhaltung des status quo verlangt habe, bemerkt 
die Antwortnote, Japan glaube nicht, daß seine damalige Haltung als 
zustimmend betrachtet werden könne. Jedenfalls sei eine Zustimmung in- 
folge der inzwischen veränderten Verhältnisse und der Steigerung der 
japanischen Interessen für Japan jetzt unmöglich. Die Politik der kolonialen 
Erwerbungen im Stillen Ozean sei in dem mit dem Jahre 1892 schließen- 
den Jahrzehnt besonders lebhaft betrieben worden. In gemeinschaftlicher 
Uebereinstimmung hätten sich die Mächte in der letzten Zeit geneigt gezeigt, 
sich derselben zu enthalten, und die internationale Rivalität, sowie die 
einander entgegenstehenden Interessen böten heute die allerbesten Garantien 
für die Fortdauer der Selbständigkeit der übrig gebliebenen Gruppen. 
Die Einverleibung Hawaiis durch die Vereinigten Staaten würde jedoch 
zweifellos das Signal für das Wiedererwachen des schlummernden Strebens 
nach Gebietserweiterungen sein und dadurch die japanischen Interessen im 
Stillen Ozean schädigen. Japan könne nicht mit Gleichgültigkeit auf Ver- 
änderungen blicken, wodurch Rechte Japans zerstört würden. Es sei nicht 
die Absicht, die heute bestehende Situation im Stillen Ozean in Frage zu 
stellen, allein Japans Lage mache es ihm unmöglich, ohne Befürchtungen 
oder mit Gleichmut den Folgen entgegen zu sehen, welche das Erlöschen 
der hawaiischen Selbständigkeit wahrscheinlich haben muß. Die Anwendung 
der Zoll= sowie anderer Gesetze der Vereinigten Staaten müsse die japanischen 
Interessen schädigen. Keine Aenderung in den Verhältnissen Hawaiis 
könne dieses im geringsten von seinen Verbindlichkeiten gegenüber Japan 
befreien, die aus Verletzung des Hawai#-Japanischen Vertrages entstehen 
würden. (10. Juli.) 
7. Juli. Der Senat genehmigt den modifizierten Entwurf 
der Tarifbill. — Es müssen infolge dessen Konferenzen zwischen 
Senatoren und Repräsentanten über eine Verständigung stattfinden. 
20./24. Juli. Verabschiedung des Tarifgesetzes. 
Das Repräsentantenhaus genehmigt den Konferenzbericht über 
die Tarifbill mit 185 gegen 115 Stimmen (20. Juli). Der Senat ge- 
nehmigt ihn am 24. mit 40 gegen 30 Stimmen, der Präsident Mac 
Kinley unterzeichnet die Bill an demselben Tage. 
Die Gesandten der Vereinigten Staaten werden angewiesen, Angaben 
über die Höhe der von den Regierungen fremder Länder bezahlten Aus- 
fuhrprämien zu machen. Es handelt sich besonders um Deutschland, Oester- 
reich, Frankreich, Rußland, Dänemark, Holland, Kanada, Neu-Schottland, 
Neu-Südwales, Brasilien und Argentinien. Das letztgenannte Land zahlt 
Ausfuhrprämien auf Schlachtfleisch; die drei britischen Kolonialländer 
zahlen deren auf landwirtschaftliche Erzeugnisse, alle anderen oben auf- 
geführten Länder Prämien auf Zucker. Holland bezahlt auf je 220 Pfund 
Rohzucker 106 ½ Cents; Frankreich 68 bis 87 Cents; Deutschland für 
Rohzucker von 30 bis 60 Cents, für weißen Zucker von 41 bis 72 Cents
	        
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