Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreizehnter Jahrgang. 1897. (38)

78 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (März 24.—26.) 
reichen Korporationen wie Kriegervereinen, Innungen, studentischen, 
sportlichen Vereinen und dgl. am Platz vor dem Denkmal ab. 
24. März. (Preuß. Abgeordnetenhaus.) Vertrag mit 
Meiningen. Gesetzentwurf über die Witwenpensionen. Richtergesetz. 
Kanalvorlage. Gesetzentwurf über Reisekosten. 
Das Haus genehmigt in dritter Beratung den Nachtragsvertrag mit 
Meiningen zu dem Staatsvertrag vom 17. Oktober 1878 über Errichtung 
eines gemeinschaftlichen Landgerichts in Meiningen. In zweiter Beratung 
wird die Novelle zu dem Gesetz betr. die Fürsorge für die Witwen und 
Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten, wonach die Witwenpensionen 
von 1/³ der Pension des verstorbenen Beamten auf 40 Proz. derselben er- 
höht werden soll und mindestens 216 M betragen soll, ohne Debatte ange- 
nommen. (Genehmigung in dritter Lesung 26. März.) —. Ferner wird in 
zweiter Beratung angenommen der Eesetzentwurf betr. Regelung der Richter- 
gehälter mit dem von der Kommission beschlossenen Zusatze, daß ein Richter 
bei Versetzung in ein höheres Richteramt, mit dem ein niedrigeres Gehalt 
verbunden ist, sein bisheriges höheres Gehalt weiter beziehen soll. (Annahme 
in dritter Beratung 27. März.) An eine Kommission werden verwiesen 
der Gesetzentwurf über den Bau neuer und Verbesserung vorhandener Wasser- 
straßen, der 14750 000 M für den Dortmund-Ems-Kanal fordert und der 
Gesetzentwurf betr. die Tagegelder und Reisekosten von Staatsbeamten. 
26. März. (Reichstag.) Dritte Beratung des Reichs- 
Haushaltsetats. Diäten für die Reichstagsmitglieder. Kretische 
Frage. 
Das Haus genehmigt mit 179 gegen 49 Stimmen (der konservativen 
Fraktionen) einen Antrag Richter (frs. Vp.) auf Gewährung von Diäten an 
die Mitglieder des Reichstags. Abg. Bebel (Soz.) interpelliert die Re- 
gierung über die kretische Angelegenheit und protestiert gegen jede aktive 
Einmischung in die orientalischen Wirren. Staatssekretär v. Marschall 
verweigert eine Beantwortung dieser Frage im gegenwärtigen Zeitpunkt. 
26. März. Der „Reichs-Anzeiger“ bringt folgenden Dank- 
erlaß des Kaisers: 
Die hundertjährige Wiederkehr des Geburtstages Meines Hochseligen 
Herrn Großvaters, weiland Seiner Majestät des Kaisers und Königs Wil- 
helm des Großen ist von allen deutschen Patrioten ohne Unterschied des 
Bekenntnisses, der Parteistellung und des Berufes in Nord und Süd, Ost 
und West des großen Vaterlandes und überall, wo Deutsche weilen, mit 
einer Begeisterung gefeiert worden, die von der tiefempfundenen Dankbar- 
keit und herzlichen Verehrung für den Hohen Herrn ein glänzendes Zeug- 
nis abgelegt hat. Ich preise Mich glücklich, diese Festtage inmitten Er- 
lauchter deutscher Fürsten und Vertreter von befreundeten europäischen 
Fürstenhäusern angesichts des von dem deutschen Volke errichteten Stand- 
bildes des Verewigten erlebt zu haben und Zeuge der herzerhebenden Kund- 
gebungen in der Reichshauptstadt gewesen zu sein. Die überaus zahlreichen 
schriftlichen und telegraphischen Begrüßungen, die zum Teil in poeetischer 
Form Mir zugegangen sind, haben Mich mit inniger Befriedigung ersehen 
lassen, daß bei den mannigfachen festlichen Veranstaltungen, welche die Be- 
wohner von Stadt und Land, die staatlichen und kommnnalen Behörden, 
die Krieger-, Schützen-, Gesang-, Turn= und sonstigen Vereine, besonders
	        
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