Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebzehnter Jahrgang. 1901. (42)

Grtritannien. (Februar 4.—14.) 211 
4. Februar. Der König richtet eine Botschaft an „Mein 
Volk über See“, worin er für die militärischen Leistungen der 
Kolonialtruppen in Südafrika dankt. 
12. Februar. Lord Roberts wird zum Earl von Kandahar 
und Pretoria und Waterford ernannt. 
14. Februar. Der König erbffnet das Parlament durch eine 
Thronrede. 
Der König verspricht darin, dem Vorbilde seiner Mutter zu folgen. 
Ueber den Südafrikanischen Krieg heißt es: „Inmitten des allgemeinen und 
persönlichen Schmerzes ist es Mir eine Genugthuung, das Parlament zu 
versichern, daß die Beziehungen zu den Mächten fortdauernd freundliche 
sind. Der Krieg in Südafrika ist noch nicht beendet, aber die Hauptstädte 
und die hauptsächlichsten Verbindungslinien sind in Meinem Besitz. Maß- 
regeln sind getroffen, welche, wie Ich sicher hoffe, Meine Truppen in den 
Stand setzen werden, den Streitkräften, die ihnen noch gegenüberstehen, 
wirksam entgegenzutreten. Ich bedaure sehr den Verlust an Menschenleben 
und die Geldopfer, die der nutzlose Guerillakrieg mit sich bringt, welchen 
die Buren in den beiden ehemaligen Republiken fortführen. Eine baldige 
Unterwersung ist in ihrem eigenen Interesse sehr zu wünschen, da es Mir, 
solange dieselbe nicht erfolgt, unmöglich ist, in jenen Kolonien Institutionen 
einzusezen, die allen Weißen gleiche Rechte und der eingeborenen Bevölke- 
rung Schutz und Gerechtigkeit sichern werden.“ Ueber China: „Die Ein- 
nahme Pekings durch die verbündeten Truppen und die glückliche Befreiung 
der in den Gesandtschaften belagerten Personen sind Ergebnisse, wozu Meine 
indischen Truppen und Meine Seemacht wesentlich beigetragen haben. Der- 
selben folgte die Unterwerfung der chinesischen Regierung unter die For- 
derungen, auf denen die Mächte bestanden. Die Unterhandlungen, wie 
die Zustimmung zu den Bedingungen der Mächte zu verwirklichen ist, 
dauern fort.“ 
14. Februar. (Oberhaus.) Debatte über den südafrikani- 
schen Krieg. 
Lord Kimberley: Die Opposition sei mit der Kriegführung äußerst 
unzufrieden. Der Lauf der Dinge in Südafrika erfülle mit Besorgnis. 
Die erste Aufgabe der Regierung sei es, den Widerstand der Feinde zu 
überwinden. Zu diesem Zwecke dürfe kein Geld gespart werden. Er ver- 
traue, daß die Regierung eine entschlossene durchgreifende Prüfung des 
ganzen Heeressystems vornehmen und sich bemühen werde, das ganze System 
auf eine befriedigende Grundlage zu stellen. Ministerpräsident Marquis 
Salisbury: In der Länge dieses Feldzuges läge nicht, wie unbillig 
mancherorts angenommen werde, etwas Ungewöhnliches, wie überhaupt in 
der Länge eines Feldzuges, bei dem der Guerilla-Kriegführung ein organi- 
sierter Widerstand gelingt. Es bestehe eine erhebliche Aehnlichkeit zwischen 
dem südafrikanischen Kriege und dem amerikanischen Sezessionskriege. Dieser 
dauerte vier Jahre, ehe es den gesamten Bemühungen jener höchst intelli- 
genten thatkräftigen Gemeinschaft gelang, den Krieg zu einem erfolgreichen 
nde zu bringen. Im gegenwärtigen Falle handle es sich um ein Land, 
in dem schwer zu kämpfen sei und das große Möglichkeiten für einen lang- 
dauernden Widerstand gewährt. Wie groß auch das Reich und die an- 
greifende Macht sei, so müßten doch, wenn der Widerstand standhaft und 
hartnäckig durchgeführt werde, viele Monate vergehen, ehe es möglich sei, 
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