266 Bin#mark. (Februar 1.—Juli 21.)
XII.
Dänemark.
1. Februar. Volkszählung. Dänemark zählt 2 430 000 (1890
2172000), Island, Grönland, Faroer 86 000 Einwohner.
13. Februar. (Folkething.) Der Finanzausschuß erklärt
sich aus finanziellen Rücksichten für den Verkauf der dänischen
Antillen an Nordamerika.
Ende Februar. (Folkething.) Der Finanzminister legt
einen Gesetzentwurf vor, eine Anleihe von 25 Millionen Kronen
aufzunehmen für Eisenbahnzwecke, sowie für Deckung der gesetz-
mäßigen Staatszuschüsse an Landarbeiter zur Erwerbung von
Grundstücken. — Ein Beschluß darüber kommt nicht zustande.
3. April. Wahlen zum Folkething.
Das bisherige Folkething bestand aus 114 Mitgliedern; davon ge-
hörten an der radikalen Linken 63, der gemäßigten Linken 21, der Rechten
16, den Sozialisten 12 Mitglieder und zwei Abgeordnete standen außer-
halb der Parteiverbände. Das Ergebnis der Wahlen ist eine Verstärkung
der Radikalen um 10, der Sozialisten um 2 Sitze, eine Verminderung der
gemäßigten Linken um 6, der Rechten sogar um 8 Sitze. Die Parteien
zählen nun: die Radikalen 75, die gemäßigte Linke 15, die Sozialisten 14,
die Rechte 8 Mitglieder, zu denen man noch zwei „Wilde“ rechnen kann.
21. Juli. (Kopenhagen.) Parteitag der Sozialdemokratie
Dänemarks.
Die „Köln. Volksztg.“ berichtet darüber: Der Parteitag, der von
201 Vertretern besucht war, hat erneut die außerordentlichen Fortschritte
der sozialdemokratischen Bewegung in diesem kleinen Lande dargethan.
Bei den Reichstags-(Folkethings-) Wahlen am 3. April erzielte die Partei
in 30 Wahlkreisen 43000 Stimmen und 14 (früher 12) Mandate. Ende
1900 hatte sie 556 Vertreter in den Gemeindeverwaltungen, in der Stadt-
verwaltung von Kopenhagen allein 17. Der politische Verband und der
über 85000 Mitglieder zählende Gewerkschaftsbund gehen Hand in Hand.
Die Partei hat jetzt 15 Tageszeitungen, ein Wochenblatt für die Land-
arbeiter, ein satirisches Wochenblatt, ein allgemeines Gewerkschaftsblatt
und eine Reihe Fachblätter der einzelnen Gewerkschaften. Bei den
Wahlen haben bisher die Sozialdemokraten mit der radikalen Linken gemein-
same Sache gemacht und der Rechten und der gemäßigten Linken viel Ab-
bruch gethan. Es geht überhaupt ein raditaler Zug durch das kleine
Dänemark, der auch der Sozialdemokratie zu gute kommt. Letztere will
jetzt besonders für die Organisierung der Landarbeiter und Häusler wirken
und eine Bewegung unter den Dienstboten einleiten. Zu diesem Zweck
will die Partei für eine Revision des Dienstbotengesetzes in der Richtung
eintreten, daß das Recht der Züchtigung abgeschafft, eine Mindestruhezeit
gesetzlich festgelegt und eine Kontrolle der Aufenthalts= und Schlafräume
der Dienstboten eingeführt wird. Auch sollen Schiedsgerichte für Dienst-
boten eingeführt werden. Gute Beziehungen bestehen zwischen den Sozial-
demokraten und einem Teile der Studenten. Letztere unterrichten in be-