Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebzehnter Jahrgang. 1901. (42)

308 Isien. (Januar 27.—Februar.) 
Waldersee am 12. November 1900 ein Rundschreiben an die ihm 
unterstellten Truppenteile gerichtet hat, worin es heißt: 
1. Die Truppen jeder Nation nehmen nicht mehr Unterkunfts- 
räume u. s. w. für sich in Anspruch, als ihrem Bedürfnis entspricht, und 
nehmen davon Abstand, Städte, Dörfer oder einzelne Baulichkeiten, deren 
sie nicht bedürfen, mit ihren Flaggen zu bezeichnen. 2. Es ist nicht statt- 
haft, Oertlichkeiten, die nur zum Teil oder gar nicht mit Truppen belegt 
sind, unter den ausschließlichen Schutz einer Macht zu stellen. 3. Flaggen 
irgend einer Nation, die von Einwohnern an ihren Häusern u. s. w. an- 
gebracht werden, gelten nicht als Nationalflaggen und können nicht dazu 
dienen, die damit bezeichneten Oertlichkeiten der Benützung durch Truppen 
anderer Nationen zu entziehen. Trotzdem sind die Flaggen selbst mit 
Achtung zu behandeln. Sie dürfen nicht mit Gewalt entfernt werden, doch 
ist es gestattet, neben ihnen die Flaggen anderer Nationen zu hissen, falls 
dies wünschenswert sein sollte. 
27. Januar. (China.) Kapitän z. S. Jäschke, Gouverneur 
von Kiautschou, in Tsingtau, 49 Jahr alt, k. 
Ende Januar. (Holländ. Indien.) Die Atchinesen werden 
in einer Expedition besiegt und verlieren die Festung Batu Ilik. 
— Im Februar werden die Atchinesen abermals geschlagen. 
Ende Januar. (Türk. Asien.) Nach indischen Nachrichten 
finden am Persischen Meerbusen blutige Kämpfe zwischen arabischen 
Scheiks statt. 
Februar. (China.) Verhandlung über die Bestrafung der 
chinesischen Würdenträger. 
Am 5. Februar verlangen die Gesandten die Bestrafung 12 hoher 
chinesischer Beamter wegen Begünstigung der Boxer. Nach einigen Dis- 
kussionen übergaben ihnen die chinesischen Bevollmächtigten (17. Februar) 
folgendes kaiserliche Edikt vom 13. Februar: „Die durch frühere Edikte für 
die schuldigen Prinzen und Minister festgesetzten Strafen sind zu milde 
und werden daher, wie folgt, verschärft: Prinz Tschuang hat Angriffe der 
Boxer auf die Gesandtschaften begünstigt, Proklamationen, die mit den 
Verträgen in Widerspruch stehen, veröffentlicht und viele Leute ermorden 
lassen; er soll sich selbst das Leben nehmen; der stellvertretende Präsident 
des Zensorats Ko-Poa-Hua soll den Prinzen in Gewahrsam nehmen. 
Krinz Tuan hat die Prinzen für die Sache der Boxer gewonnen und den 
rieg herbeigeführt; Prinz Tsai-lan und Prinz Tsaihsuen haben Pro- 
klamationen gegen die Verträge erlassen: diese drei Prinzen sind ihres 
Ranges und ihres Amtes zu entkleiden und werden mit Rücksicht auf ihre 
nahe Verwandtschaft zum kaiserlichen Hause nach Turkestan verbannt und 
dort lebenslänglich eingekerkert. Vorläufig wird ein Beamter mit ihrer 
Bewachung betraut. Buehsien hat in Schantung die Boxer-Propaganda 
gefördert, in Peking Prinzen und Minister dafür gewonnen und in Schansi 
Missionäre ermordet. Er war bereits nach Turkestan verbannt und muß 
jetzt in Kansu angekommen sein; er soll sofort hingerichtet werden. Der 
Provinzialrichter Ho-Fu-kun soll ihn bewachen und die Strafe vollziehen. 
Kang-yi hat die Boxer begünstigt, Proklamationen erlassen u. s. w., er ver- 
diente die schwerste Strafe, ist aber schon tot; es soll ihm nachträglich sein 
Rang und sein Amt genommen werden. Tung-Fuhsiang hat seine Truppen
	        
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