Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebzehnter Jahrgang. 1901. (42)

Isien. (Februar Anf.—20.) 309 
in Peking nicht im Zaume gehalten, nichts von den fremden Beziehungen 
gewußt und die Gesandtschaften angegriffen, letzteres allerdings auf Befehl 
der Prinzen; mit Rücksicht auf die großen Verdienste, die er sich in Kansu 
erworben hat, und das große Vertrauen, das er bei Chinesen und Moham- 
medanern genießt, wird er nur sofort seines Amtes entkleidet. Ming-nien, 
Präsident im Zensorat, hat den Erlaß der Proklamationen des Prinzen 
Tsai-hsuen nicht verhindert; er wird abgesetzt und soll im Gefängnis die 
Hinrichtung erwarten. Tschao-Tschu-Tschiao, Präsident des Justizministe- 
riums, trifft nur geringe Schuld: er wird abgesetzt und wie Ying-nien 
bestraft; beide sollen vorläufig im Gefängnis der Provinzialhauptstadt von 
Schensi festgehalten werden. Hsue-tun, Großsekretär, und Li--Ping-heng 
sind schon gestorben; sie werden nachträglich abgesetzt und die ihnen zuer- 
kannten Totenehren wieder zurückgenommen.“ 
Anfang Februar. (China.) Die österreich-ungarische Re- 
gierung erwirbt in Tientfin ein Grundstück von 60 Hektar auf dem 
linken Ufer des Peiho zur Errichtung eines Konsulatsgebäudes 
(vgl. S. 187). 
Februar. (Japan.) Auswärtige Politik und Finanzen. 
Die japanische Regierung betrachtet das Vorgehen Rußlands in der 
Mandschurei und seine Bestrebungen in Korea mit großem Mißtrauen. 
Obwohl der chinesische Krieg die militärischen Ausgaben um etwa 100 
Millionen Mark erhöht hat, und die Handelsbilanz höchst ungünstig ist, 
wird deshalb jede Unterbrechung in der Verstärkung der Wehrkraft zu 
Lande und zu Wasser abgelehnt, das Defizit im Staatshaushalt soll durch 
Zölle und erhöhte Steuern gedeckt werden. 
Februar. (China.) In der südlichen Mandschurei brechen 
Unruhen aus, die zur Verstärkung der russischen Besatzung Anlaß 
eben. 
" 20. Februar. (China.) Einige Tausend reguläre Soldaten 
werden von deutschen Truppen nördlich von Paotingfu zersprengt. 
20. Februar. (China.) Die Londoner „Times“ publiziert 
einen von Rußland aufgestellten Entwurf eines Abkommens zwischen 
China und Rußland über finanzielle Fragen. 
Die wichtigsten Bestimmungen sind: In der Mandschurei, der 
Mongolei und in Chinesisch-Turkestan dürfen Eisenbahn-, Minen= oder 
sonstige Konzessionen an Angehörige anderer Nationen nicht vergeben 
werden, noch darf China selbst dort irgend welche Eisenbahnen bauen. In 
der Umgebung von Niutschwang darf an Ausländer kein Grund und Boden 
vermietet werden. Bezüglich der Zahlung einer Entschädigung für die 
Zerstörung der Mandschurischen Eisenbahn hat China sich mit der Eisen- 
bahnkompagnie selbst zu arrangieren. Bezüglich Zahlung einer Entschädi- 
gung für seine militärischen Operationen wird Rußland in Uebereinstim- 
mung mit den anderen Mächten handeln; die betreffenden Bedingungen 
und Einzelheiten sind noch nachträglich festzusetzen. Die Eisenbahnentschä- 
digung :g in einer Summe zu bezahlen, falls nicht eine kommerzielle Kon- 
zession in Teilzahlung genommen werden kann. Nachdem China seine 
inwilligung zu dem Plane Rußlands, eine Eisenbahn direkt von der 
Mandschurei nach Peking zu bauen, gegeben hat, bestätigt es hiermit diese 
Zustimmung noch einmal ausdrücklich. 
 
	        
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