Das Ventsche Reich und seine einjelnen Glieder. (Mai 1.—6.) 93
fallen. Allein in Schlesien sind 68 Menschen im Aprilschnee erfroren oder
sonst verunglückt, und zwar ganz überwiegend am 18. und 19., meist wohl
in der Nacht zum Sonntag.
1. Mai. Das Preußische Abgeordnetenhaus lehnt die
Beschlüsse des Herrenhauses über den Gesetzentwurf betr. die Be-
fähigung zum höheren Verwaltungsdienst ab und stellt gegen die
Stimmen der konservativen Fraktionen die Faffung des Abgeord-
netenhauses wieder her. — Infolgedessen ist das Gesetz gescheitert.
1. Mai. (Preußen.) Schluß des Landtags. — Folgende
Gesetze sind angenommen worden:
Gesetz über Aenderung von Amtsgerichtsbezirken (Gesetz-Sammlung
1903 Nr. 7), Etat für 1903 (8), Erweiterung des Stadtkreises Gelsenkirchen
(10), Erweiterung des Stadtkreises Münster (11), Gesetz über Landestrauer
(12), Gewährung von Wohnungzsgeldzuschüssen an die Staatsbeamten (14),
Erwerb von Eisenbahnen für den Staat (15), Erwerb der ostpreußischen
Südbahn (15), Bildung eines Ausgleichsfonds für die Eisenbahnverwal-
tung (16), Erweiterung des Staatsbahnnetzes und Beteiligung am Bau
von Kleinbahnen (16), Deckung von Ausgaben des Rechnungsjahres 1901
(17), Nachtragsetat für 1903 (18), Bewilligungen zur Verbesserung der
Wohnungsverhältnisse staatlicher Arbeiter (18), Kassierung einiger feuer-
und baupolizeilicher Bestimmungen in Hessen-Nassau (18), Bildung von
Gesamtverbänden der katholischen Kirche (20), Bildung kirchlicher Hilfs-
folnds für neu zu errichtende katholische Pfarrgemeinden (20), Ausdehnung
des Gesetzes über Ablösung der Reallasten (21), Benützung ehemaliger
Wallgrundstücke in Frankfurt a. M. (21).
4. Mai. (Lindau.) Die Prinzessin Luise von Toskana,
ehemalige Kronprinzessin von Sachsen, wird von einer Tochter
entbunden.
5. Mai. (Preußen.) Finanzminister Frhr. v. Rheinbaben
unternimmt eine Studienreise nach Nordamerika.
6. Mai. (Elsaß-Lothringen.) Der Landesausschuß ge-
nehmigt den Nachtragsetat für die Errichtung einer katholisch-
theologischen Fakultät in Straßburg gegen eine sozialdemokratische
Stimme.
Mai. Die Presse über die Romreise des Kaisers. Deutsch-
land, Italien und der Vatikan.
Die klerikale „Germania“ schreibt über die Zusammenkunft des
Kaisers mit dem Papst: „Die Unterredung war geheim und alles darüber
Gemeldete ist Humbug. Der Papst empfing den Kaiser auf der Schwelle
seines geheimen Audienzzimmers und ging dem Kaiser entgegen. Der
Kaiser machte zwei Verbeugungen, ergriff beide ihm dargebotene Hände
des Papstes und beugte sich tief auf dieselben, so daß seine Stirn die
Hände berührte, und der Kaiser begab sich mit dem Papst in das Audienz-
zimmer. Nach einer Unterredung von 25 Minuten wurden die Prinzen
durch den Kaiser vorgestellt; sie standen, während der Papst saß. Nach
dem Empfang erklärte der Kaiser dem Erzbischof von Freiburg: „In hohem