6 Has Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 17. 18.
Die Unterstützung soll schon dann gewährt werden, wenn nicht mehr
als ein Drittel der Erwerbsfähigkeit vorhanden ist.
17. Januar. (Berlin.) Es konstituiert sich ein Komitee zur
Herbeiführung eines allgemeinen deutschen Arbeitgeberverbandes.
Es setzt sich aus Vertretern folgender wirtschaftlicher Verbände zu-
sammen: Zentralverband deutscher Industrieller, vertreten durch General-
sekretär Bueck; Verband von Arbeitgebern der sächsischen Textilindustrie,
vertreten durch Geheimrat Vogel-Chemnitz; Bund der Industriellen, ver-
treten durch Generalsekretär Dr. Wendlandt; Verband der Glasindustriellen
Deutschlands, vertreten durch R. Vopelius-Sulzbach; Arbeitgeber-Verband
von Hamburg-Altona, vertreten durch Kommerzienrat Blohm; Verein zur
Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland-West-
falen und der nordwestlichen Gruppe deutscher Eisen- und Stahlindustrieller,
durch Reichstagsabgeordneten Dr. Beumer; Gesamtverband der Metall-
industriellen durch Kommerzienrat Heckmann-Berlin; Verein süddeutscher
Baumwollenindustrieller durch Kommerzienrat Groß-Augsburg; Deutsche
chemische Industrie durch Kommerzienrat Holz-Berlin und Kommerzienrat
Vorster-Köln; Kölner Bergwerksverein durch Geheimen Bergrat Krabler-
Altenessen. Dieses Komitee wurde außerdem beauftragt, die für die
Crimmitschauer Arbeitgeber letzteingegangenen Gelder in Höhe von etwa
100 000 Mark in angemessener Weise zur Verteilung zu bringen und da-
für zu sorgen, daß die willigen Arbeitnehmer in Zukunft höhere Löhne
erhalten. Mit dem Vorsitz wurde das Mitglied des preußischen Herren-
hauses Major d. L. Vopelius betraut.
18. Januar. (Reichstag.) Reichskanzler Graf Bülow bringt
eine Vorlage ein zur Entsendung von Verstärkungen nach Südwest-
afrika und gibt folgende Erklärung ab:
Ich betrachte es als meine Pflicht, dem hohen Hause Aufschluß zu
geben über die ernsten Ereignisse in Südwestafrika und Mitteilung zu
machen von den Maßnahmen, die wir zum Schutze von Leben und Eigen-
tum von Hunderten dortiger Ansiedlerfamilien unverzüglich ins Werk setzen
müssen. Der Aufstand der Hereros, der in wenigen Tagen einen so be-
drohlichen Umfang angenommen hat, ist ohne sichtbaren Anlaß und auch
für genaue Kenner des Schutzgebietes unerwartet zum Ausbruche gekommen.
Die erste Nachricht über die Möglichkeit einer solchen Erhebung erhielten
wir heute vor acht Tagen aus dem Schutzgebiete. Die seitdem eingegangenen,
durchweg von uns sofort veröffentlichten Telegramme lassen leider keinen
Zweifel an dem Ernst der Frage. Der Aufstand hat in wenigen Tagen
den von der Eisenbahn durchzogenen, von den Weißen am dichtesten be-
siedelten Teil der Kolonie ergriffen. Die Früchte des Fleißes und der
Ausdauer eines Jahrzehntes sind im Aufstandsgebiet vernichtet. Ein großer
Teil der Ansiedler hat sein Eigentum an Haus, Hof, Land und Vieh ver-
loren. Schwerer noch ist die Sorge um das Schicksal der von ihren Farmen
nach den Stationen geflüchteten Weißen, die jetzt einen Verzweiflungskampf
gegen die Uebermacht der Eingeborenen führen. Es läßt sich heute noch
nicht übersehen, wie viele von den in weiten Entfernungen über das Land
zerstreut wohnenden Farmerfamilien nicht mehr rechtzeitig die schützenden
Mauern der Stationen zu erreichen vermochten. Der Aufstand ist zu einem
Zeitpunkte ausgebrochen, wo sich der Gouverneur mit dem Gros der Schutz-
truppen im Süden des Schutzgebietes befindet und mehr als zwanzig Tages-
märsche vom Schauplatz der gegenwärtigen Katastrophe entfernt ist. Da-