Bie Akerreichischungarische Monarie. (Januar 20.—Februar 4.) 181
richtsstunden derart anzuordnen, daß hierdurch die freie Zeit der Offiziere
(Kadetten) nicht verkürzt werde. Die ausreichende Kenntnis der Regiments-
sprache ist vor einer Kommission, welche vom Militär-Territorialkommando
bestimmt wird und deren Vorsitz ein höherer Kommandant führt, nachzu-
weisen. Auch dieser Nachweis ist in vorwiegend praktischer Weise zu er-
bringen und hat in erster Linie die tatsächlichen Unterweisungen der nicht
deutsch sprechenden Mannschaft über Aufträge im Felddienste und im Ge-
fechte zum Gegenstande zu machen.
20. Januar. (Wien.) Im Budgetausschuß der österreichi-
schen Delegation sagt Reichsfinanzminister v. Burian über das
Okkupationsgebiet:
Er werde die Verwaltung der okkupierten Provinzen vollständig im
Geiste und in den Intentionen seines Vorgängers v. Kallay führen. Er
teile die Hoffnung Kallays, daß die Okkupationsländer in ihrer Entwick-
lung immer mehr fortschreiten würden. Die wichtigste nächste Aufgabe sei
die Steuerreform. Im letzten Jahre sei der Bau der Eisenbahn von
Serajewo nach der Ostgrenze teilweise ausgeführt worden. Nach seiner
Durchführung bis zur türkischen Grenze werde er der gesamten Monarchie
von Nutzen sein. Die Kosten des Baues würden aus den Einnahmen des
Landes bestritten. Die sichere und beherrschende Stellung der Monarchie
im Okkupationsgebiete beruhe wesentlich auf dem allen Konfessionen ge-
währten gesetzlichen Schutz und der vollen Gleichberechtigung aller Bevöl-
kerungsteile bezüglich der auf die Erreichung einer autonomen Verwaltung
abzielenden Bestrebungen. Mit den Orientalisch-Othodoxen sei eine Ver-
ständigung erzielt worden, die nur noch der Zustimmung des ökumenischen
Patriarchen und des Kaisers bedürfe. Es sei durchaus richtig gewesen, daß
der Staat die Landesindustrie gefördert habe. Es müsse jedoch ein Zeit-
punkt kommen, wo der Staat aufhöre, im Okkupationsgebiet selbst In-
dustrieller zu sein. Die Klagen über die Konkurrenz, die aus dem bosni-
schen Holzexport der übrigen Monarchie erwachse, müsse er zurückweisen.
Ebenso sei es unrichtig, daß die bosnische Waldwirtschaft irrationell be-
trieben werde.
29. Januar. (Wien.) Die gemeinschaftliche Zollkonferenz
beginnt die Beratungen.
Ende Januar. (Salzburg.) Auf einer Versammlung, die
der Begründung einer katholischen Universität dienen soll, polemi-
siert der deutsche Reichstagsabgeordnete Schädler gegen die modernen
Univerfitäten:
Die Universitäten sind die großen Zentren des Wissens und der
Wissenschaft, deren Quell und Sammelbecken, von dem aus Wissen und
Wissenschaft in Tausenden von Kanälen: durch Beamte, Aerzte, Rechts-
anwälte u. s. f. hinausströmt in die Lande unter das Volk. Nun sind aber
diese Hochreservoirs vergiftet, das Wasser, das ihnen entspringt, kann darum
nicht gesund und lauter sein. Unter dem Vorwand von Wissenschaft reißt
man mit roher Hand den Glauben aus dem Herzen der Studierenden und
mit dem Unglauben geht die Zunahme der Unsittlichkeit Hand in Hand.
Kegeen hilft nur eines: die Gründung einer „freien katholischen Uni-
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versität"“.
4. Februar. (Wien.) In der ungarischen Delegation er-