IV.
Spanien.
Anfang Januar. (Barcelona.) Großer Ausstand der
Schiffsarbeiter.
Anfang Januar. (Madrid.) Die Regierung verbietet den
Vortrag politischer Kouplets in den Theatern. Das Verbot ruft
Unruhen und Demonstrationen hervor.
3. Februar. (Kammer.) Antidynastische Kundgebung.
Der Dominikaner Nozaleda, früher Erzbischof von Manila, ist zum
Erzbischof von Valancia ernannt worden. Da ihm die Hauptschuld am
Verlust Manilas zugeschrieben wird, wird die Regierung deshalb heftig
angegriffen. — Am 3. Februar erklärt Abg. Salmeron (Republikaner),
daß die Verhältnisse gegenwärtig ebenso lägen, wie zur Zeit der Flucht
der Königin Isabella und rät dem jetzigen Träger der Krone das Beispiel
seiner Großmutter zu befolgen. Er beschuldigt den Erzbischof Nozaleda,
seinerzeit als Vorsitzender des Verteidigungskomitees für die Philippinen
eine unwürdige und verdächtige Rolle gespielt zu haben. Die unmittelbar
vor dem Abschluß der Friedenspräliminarien erfolgte freiwillige Uebergabe
Manilas an die Amerikaner, die Spanien verhinderte, beim definitiven
Friedensschluß seinen ostasiatischen Kolonialbesitz zu behaupten, sei wesent-
lich sein Werk gewesen. Es sei unbegreiflich, daß die Regierung diesen
Mann zum Erzbischof von Valencia habe machen lassen. Ministerpräsident
Maura verliest, um nachzuweisen, daß die gegen Nozaleda gerichteten Be-
schuldigungen unberechtigt seien, den Wortlaut des Abtretungsvertrags.
Der Republikaner Moya erklärt, daß seine Partei dessen ungeachtet die Be-
schuldigungen vollkommen aufrecht erhalte, worauf ungeheurer Lärm entsteht
und die Sitzung erst nach längerer Unterbrechung geschlossen werden kann.
7. Februar. (Cortes.) Die Kammer genehmigt einen außer-
ordentlichen Kredit von 8 824 500 Pesetas für Kriegsmaterial und
von 950 000 für die Marine zur Verteidigung der Küsten mit
139 gegen 114 Stimmen.
22./23. Februar. (Madrid.) Lebhafte republikanische Kund-
gebungen führen zu Zusammenstößen der Menge mit der Polizei;
viele Geschäftsleute schließen die Läden.
Europäischer Geschichtskalender. XIV. 14