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bei Konagry (nördlich der Nigermündung) tritt England an Frankreich ab.
Oestlich vom Niger soll die Grenze genauer feftgesetzt werden. — In
Siam bildet der Menam die Grenze der Einflußsphären; beide Mächte
wollen siamesisches Gebiet nicht annekrieren. England verzichtet auf seinen
Einspruch gegen die französische Zollgesetzgebung in Madagaskar. Auf
den neuen Hebriden soll die Rechtslage der Eingeborenen gemeinsam ge-
regelt werden.
April. Das Abkommen mit Frankreich wird von der oppo-
fitionellen Presse und einigen konservativen Blättern, wie der
„Morning Post“, skeptisch aufgenommen. Die Vorteile in Egypten
und Neufundland wögen die Opfer in Marokko nicht auf.
9. April. Der Deutsche Kaiser besucht Malta.
14. April. (Unterhaus.) In einer Besprechung des Ab-
kommens mit Frankreich erklärt Ministerpräsident Balfour, Ma-
rokko sei dabei nicht zu Rate gezogen worden; mit der spanischen
Regierung seien Mitteilungen ausgetauscht, die aber ungeeignet
zur Veröffentlichung seien.
14. April. Im Unterhausfe teilt der Kriegsminister mit,
daß das Armeekorpsschema für die Heeresreform aufgegeben sei.
19. April. (Unterhaus.) Budget. Tee. Tabak.
Schatzkanzler Austen Chamberlain legt das Budget vor. Der
Fehlbetrag des abgelaufenen Rechnungsjahres habe 5 415000 Pfd. Sterling
betragen. Derselbe sei aus den verfügbaren Beträgen des Schatzamtes ge-
deckt worden, die letzteren würden durch Realisierung von noch nicht in
Anspruch genommenen Regierungsobligationen eine Stärkung um eine Mil-
lion Pfd. Sterling erfahren. Für das neue Rechnungsjahr seien die Aus-
gaben mit 142 880 000 Pfd. und die Einnahmen auf Grund der gegen-
wärtigen Besteuerungsverhältnisse mit 139 060 000 Pfd. veranschlagt, woraus
sich wieder ein Fehlbetrag von 3 820 000 Pfd. ergeben würde. Er schlage
dementsprechend vor, die Einkommensteuer um 1 Penny auf 1 Schilll. für
das Pfd. Sterling zu erhöhen, wodurch eine Mehreinnahme von 2 Mil-
lionen Pfd. erzielt werde. Ferner schlage er Erhöhung des Teezolles um
2 Pence pro Pfund vor, woraus ebenfalls 2 Millionen Pfd. Sterling Mehr-
einnahme gewonnen würden. Außerdem solle der Tabakzoll folgende Neu-
ordnungen erfahren: Es soll ein besonderer Zollsatz von 3 Schill. 3 Pence
pro Pfund auf entrippte Blätter eingeführt, der Zoll auf Zigarren um
6 Pence pro Pfund und der auf Zigaretten um 1 Schill. pro Pfund er-
höht werden. Die Feuchtigkeitsgrenze soll auf 32 Prozent hinaufgesett
werden. Ferner sollen Steuernachlässe in drei oder vier verschiedenen Ab-
stufungen gewährt werden, durch welche die britische Tabakausfuhrindustrie
eine Steigerung erfahren würde. Der sich aus diesen Aenderungen er-
gebende Mehreingang werde mit 550000 Pfd. Sterling angenommen. Die
gesamten Einnahmen würden nach alledem mit 143 610 000 Pfd. Sterling
anzusetzen sein. Die große Welle des Wohlstandes, deren England sich
viele Jahre hindurch erfreute, scheine ihre Kraft verbraucht zu haben, und
eine Periode minder ertragreicher Jahre scheine nunmehr über das Land
zu kommen. Der Wettbewerb des Auslandes sei schärfer als je zuvor, und
Absatzmärkte, in denen man Englands Ueberlegenheit für sicher ansah, seien