Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwanzigster Jahrgang. 1904. (45)

248 Frankreich. (Juli 31.— September 13.) 
müssen, daß der Heilige Stuhl auf seinen, ohne Vorwissen der Regierung 
— mit der er das Konkordat geschlossen —, vollzogenen Handlungen be- 
harrt, beschließt die Regierung der Republik, den amtlichen Beziehungen 
ein Ende zu machen, welche, durch den Willen des Heiligen Stuhles, keinen 
Zweck mehr haben. Der Geschäftsträger verläßt Rom, und dem Nuntius 
in Paris wird mitgeteilt, seine Aufgabe in Paris sei gegenstandslos. — 
* Duchor von Dijon fügt sich dem Befehl der Kurie und reist nach Rom 
u. Juli). 
31. Juli. 7. August. Bei den Generalratswahlen gewinnen 
die Ministeriellen 109 Sitze, so daß sie 888 von 1410 inne haben. 
9. August. (Paris.) Der internationale Bergarbeiterkongreß 
fordert einen Mindestlohn, der das Auskommen seichert, sowie den 
Achtstundentag einschließlich der Ein= und Ausfahrt. 
10. August. (Corbeil.) Waldeck-Rousfseau an einem Leber- 
leiden f. — Geboren 2. Dezember 1846, Rechtsanwalt, 1882 Mi- 
nister unter Gambetta, 1883 unter Ferry, 1894 Präfidentschafts- 
kandidat, 1899—1902 Ministerpräsident. 
10. August. In Clermont Ferrand verhindert die Be- 
völkerung die Austreibung der Ursulinerinnen von Ambert. 
20. August. Eisenbahnvertrag mit Spanien. 
Beide Mächte verpflichten sich, im Verlauf von längstens zehn 
Jahren die Eisenbahnlinien über die Pyrenäen, von Aix-les-Thermes nach 
Ripol, von Oloron nach Zuera und von Saint-Girons nach Lerida 
zu bauen. 
Ende August. Die Bischöfe von Dijon und Laval folgen 
der Zitation nach Rom, obgleich die Regierung ihnen das Ver- 
lassen der Diözese verboten hat. Die Regierung verhängt die 
Temporaliensperre. · 
Ende August bis Anfang Oktober. (Marseille.) Großer 
Streik der Hafenarbeiter (vgl. Übersicht). 
13. September. Die Regierung veröffentlicht die Streikstatistik 
für 1903. 
Gegenüber dem Jahre 1902 hat sich ihre Zahl zwar vermehrt, aber 
ihr Umfang und ihre Dauer vermindert. Die 567 Arbeitseinstellungen 
von 1903 verursachten einen Verlust von 2 441 944 Arbeitstagen, während 
in 512 Streiks des Jahres 1902 die Arbeiter 4472 477 Arbeitstage ver- 
loren hatten. Was den Erfolg anbetrifft, so haben die Arbeiter in 122 
Fällen ihre Absichten durchgesetzt, in 223 Fällen unterlagen sie, und in 
222 Fällen wurden die Wünsche der Arbeiter teilweise befriedigt. In 
416 Fällen waren alle oder die meisten Arbeiter in Vereinen organisiert, 
nur in 218 Fällen waren es auch die Arbeitgeber. Durch den Streik 
oder nach dem Streik entstanden zehn Arbeitervereine und zwei Vereine 
der Arbeitgeber. In drei Fällen verschwanden dagegen die Arbeitervereine 
infolge des Streiks. Nur in 60 Fällen war es den Arbeitervereinen mög- 
lich, ihren Mitgliedern regelmäßige Unterstützungen zu gewähren. 
(Allg. Ztg.)
	        
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