Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwanzigster Jahrgang. 1904. (45)

318 Herd · Amerika. (September 25. —Oktober 31.) 
zelnen Staaten in der eigenen politischen und nationalen Entwicklung frei 
von dem Druck fremden Einflusses zu halten. Die Filipinos müßten durch 
das Versprechen einer Unabhängigkeit, ähnlich jener von Kuba, zur Ent- 
wicklung angespornt werden. 
25. September. (Tennessee.) Durch einen Eisenbahn- 
zusammenstoß werden gegen 100 Menschen getötet. 
6. Oktober. (St. Louis.) An einem „deutschen Tage“ be- 
teiligen sich etwa 20 000 Deutsche aus allen Teilen der Union. 
Mit dem Deutschen Kaiser werden Telegramme gewechselt. 
Oktober. (Neufundland.) Der Premierminister erklärt 
sich scharf gegen eine Konföderation mit Kanada, wünscht vielmehr 
einen Reziprozitätsvertrag mit den Vereinigten Staaten. 
31. Oktober. (Washington.) Staatssekretär Hay richtet an 
die Mächte ein Rundschreiben über Berufung einer zweiten Friedens- 
konferenz. 
Es wird darin hingewiesen auf die alljährlichen interparlamentari- 
schen Konferenzen, die die Haager Konferenz von 1899 vorbereitet hätten. 
Dieses Jahr wurde die Jahreskonferenz der Interparlamentarischen Union 
in St. Louis, in passendem Zusammenhang mit der Weltausstellung, ab- 
gehalten. Mit einem einmütigen Votum der Delegaten, der aktiven und 
früheren Mitglieder des Amerikanischen Kongresses und aller Parlamente 
in Europa, mit nur zwei Ausnahmen, wurden Resolutionen angenommen, 
worin die verschiedenen Regierungen der Welt von der Konferenz ersucht 
wurden, Delegaten zu einer Internationalen Konferenz zu schicken, die an 
einem von denselben zu bestimmenden Ort und zu einer von ihnen zu be- 
stimmenden Zeit abzuhalten sei, um folgende Fragen in Erwägung zu 
ziehen: 1. die Abhaltung künftiger Konferenzen; 2. die Negoziierung von 
Schiedsgerichtsverträgen zwischen den Nationen, die in der abzuhaltenden 
Konferenz vertreten sein würden; 3. die Ratsamkeit der Errichtung eines 
Internationalen Kongresses, der periodisch zur Diskussion internationaler 
Fragen zusammentreten soll. Die Konferenz ersuchte den Präsidenten der 
Vereinigten Staaten, alle Nationen der Welt um die Beschickung einer 
solchen Konferenz durch Vertreter zu bieten. Am 24. September wurde 
diese Resolution dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von einer De- 
putation der Interparlamentarischen Union überreicht. Der Präsident 
nahm den ihm gewordenen ehrenvollen Auftrag an und kündigte an, er 
werde in Bälde die anderen Nationen, die auf den Konferenzen im Haag 
vertreten waren, einladen, zu dem Zweck wieder zusammenzutreten, um 
das im Haag bereits begonnene Werk durch Erörterung von Fragen, die 
in der ersten Konferenz unerledigt geblieben waren, mit dem ausdrücklichen 
Uebereinkommen der Abhaltung einer zweiten Konferenz, seiner Vollendung 
entgegen zuführen. Während die Konferenz, die 1899 im Haag abgehalten 
wurde, sich mit den größeren allgemeinen Problemen, denen alle Nationen 
sich gegenübergestellt sehen, beschäftigt hat, würde die Aufgabe der neuen 
Konferenz naturgemäß in der ferneren Kodifizierung der allgemeinen Ideen 
von Recht und Gerechtigkeit bestehen, die wir unter der Bezeichnung Völker- 
recht zusammenfassen. Es wäre aber um diese Zeit verfrüht, mit der ver- 
suchsweisen Einladung ein kategorisches Programm der Gegenstände der 
Diskussion zu verbinden. Ein allgemeines Abkommen über die von der
	        
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