320 Herd-Amerika. (November 21. — Dezember 6.)
Grundlage, und indem ich in seine Fußstapfen trete, ist es für mich, seinen
Nachfolger, eine angenehme Pflicht, an der Kräftigung der Bande zwischen
unseren beiden Völkern fortzuarbeiten. Der Schiedsvertrag, den wir beide
zu zeichnen im Begriffe stehen, wird ein neues und starkes Glied sein, um
Amerika und Deutschland in den friedlichen Beziehungen zum Besten der
Zivilisation zu verknüpfen, und er möge die Gefühle gegenseitiger Achtung
und Kameradschaftlichkeit zweier großer und junger Völker fördern helfen
und dauernd ihrer friedlichen Weiterentwicklung zugute kommen. Von
ganzem Herzen wünsche ich Amerika und seinen Bürgern, die mir auf-
richtige Bewunderung einflößen, Fortschritt und Gedeihen. Wilhem I. R.
Präsident Roosevelt antwortet: Mit dankbarer Anerkennung las ich die
freundliche Botschaft Eurer Majestät, und im vollsten Maße weiß ich Ihre
Gesinnung der Achtung vor dem amerikanischen Volke sowie Ihre edel-
mütigen, für dessen Wohlfahrt ausgesprochenen Wünsche zu schätzen. Es
freut mich, daß sich die Gelegenheit mir wiederum bietet, Eurer Majestät
meine Hochachtung auszudrücken und meinen herzlichen Wunsch daran zu
knüpfen, mit der Zustimmung aller meiner Landsleute, zum Glück und
Wohl der deutschen Nation. Theodore Roosevelt.
21/23. November. (Washington.) Abschluß eines Schieds-
gerichtsvertrages zwischen den Vereinigten Staaten und der Schweiz
(21.), Deutschland (22.), Portugal (23.).
Anfang Dezember. Mehrere New-Yorker Blätter behaupten,
die Vereinigten Staaten beabsichtigten, auf St. Domingo Kohlen-
stationen zu errichten und die Insel unter amerikanisches Protek-
torat zu stellen.
6. Dezember. (Washington.) Zusammentritt des Kongresses.
Botschaft des Präsidenten. Schatzbericht.
Die Botschaft erkennt die Notwendigkeit der Trusts an. Die Er-
gänzung der auf die großen Korporationen bezüglichen unzulänglichen Ge-
setze sollte mit der festen Absicht erfolgen, nach und nach die Uebelstände
zu beseitigen, die sich für den zwischenstaatlichen Handel ergeben haben. Es
sei zu erwägen, ob das Versicherungswesen gesetzlich dem Bureau für Kor-
porationen unterstellt werden kann, und sie regt eine vermehrte Regierungs-
aufsicht über das Eisenbahnwesen an. Die Regierung beklagt die Ueber-
völkerung der Großstädte und die Entvölkerung des flachen Landes und
wünscht scharfe Kinderarbeits= und Fabrikinspektionsgesetze und das Verbot
der Frauenarbeit in Fabriken. — Ueber die Einwanderung heißt es: Aus
welchem Lande die Einwanderer kämen, sei gleichgültig; wenn sie körper-
lich und geistig gesund, vor allen Dingen aber guten Charakters seien, dann
wolle man sie mit herzlicher Gastfreundschaft bewillkommnen. Die gute
Lebenshaltung der amerikanischen Lohnarbeiter aufrecht zu erhalten sei
wesentlich, und deshalb sollen nicht Massen von Leuten zugelassen werden,
deren Lebenshaltung, Gewohnheiten und Gebräuche derart seien, daß da-
durch die amerikanischen Lohnarbeiter auf eine niedrigere Stufe herab-
gedrückt werden könnten. — Was die auswärtige Politik betreffe, so sei
eine Abrüstung unmöglich. Gegenüber den anderen Ländern der westlichen
Hemisphäre seien die Vereinigten Staaten nicht von Ländergier erfüllt.
Anhaltendes Unrechttun und Ohnmacht würden aber auf Grund der
Monroedoktrin die Vereinigten Staaten zwingen, wenn auch widerstrebend,
eine internationale Polizeigewalt auszuüben. Die Interessen der Ver-