Grsßbritannier. (Januar 26. Februar 12.) 231
bilden, aber nicht in der Organisation einer Kavalleriedivision, einer Divi-
sion oder der Verbindungslinientruppen inbegriffen sind. — Eine Denk-
schrift zu dem Armeebefehl besagt, die Divisionen, die die für den Dienst
im Auslande bestimmte Feldarmee bilden, würden jede annähernd die
Stärke eines halben Armeekorps haben und in der Hauptsache aus einer
Feldtruppe mit Fahne und aus Reservisten bestehen; dazu würden für
den militärischen Hilfsdienst Hilfsmannschaften treten, deren Aufgaben im
Kriege nicht eine ständige militärische Ausbildung bedingen, wie sie für
die eigentliche Kampftruppe nötig ist. Die Kavalleriebrigaden, die bisher
den einzelnen Heeresabteilungen und Armeekorps zugeteilt waren, sollen
von nun an behufs wirksamerer Erfüllung der Aufgaben der Kavallerie
eine Kavalleriedivision unter dem direkten Kommando des Heeresbefehls-
habers bilden. Die Heereseinheiten für den Telegraphen= und den Brücken-
bau sollen beträchtlich vermehrt werden.
Januar. Zmwischenfall mit den Vereinigten Staaten.
Aus Anlaß des Erdbebens in Jamaica hatten amerikanische Kriegs-
schiffe ohne Aufforderung Truppen zur Hilfeleistung gelandet und polizei-
liche Funktionen zur Aufrechterhaltung der Ordnung ausgeübt. Der
Gouverneur von Jamaica forderte in einem scharfen Briefe an den Kom-
mandeur Entfernung der Truppen; die amerikanische Presse sah darin
eine Beleidigung. Ende Januar wird durch Erklärungen in New-York
und London der Zwischenfall beigelegt. Die englische Regierung spricht
für die Hilfeleistung ihren Dank aus, der Gouverneur von Jamaic,a zieht
seinen Brief an den amerikanischen Admiral zurück und verzichtet auf
seinen Posten.
27. Januar. Der „Standard“ schreibt zum Geburtstage
des Deutschen Kaisers über die Wahlen:
„Wir freuen uns, daß den sozialistischen Feind, an dessen Bekämpfung
jede Nation in Europa interessiert ist, ein so scharfer Schlag traf. Wie
wir auch immer die deutsche Politik England gegenüber beurteilen mögen
— es fehlt unter dem britischen Volke nicht an Bewunderung für die
Aufrichtigkeit und den Mut, mit welchem Wilhelm II. seine Pläne für
seines Landes Größe und Sicherheit durchführt. Ein praktischer Idealist
in einer von sentimentalem Materialismus erfüllten Generation ist seine
Gestalt eine der wenigen unter den Lebenden, die etwas Heroisches an sich
haben. Der Ehrgeiz Deutschlands, an den Vorteilen teilzunehmen, die
durch Seemacht erworben werden, ist durchaus berechtigt. Es ist unsere
Sache, für uns selbst zu sorgen. Wir sollen nicht schlechtere, sondern
bessere Freunde des deutschen Volkes sein, weil es sich klar erwiesen hat,
daß das Volk der Haltung der Regierung zustimmt.“"
12. Februar. Der König eröffnet das Parlament mit einer
Thronrede, in der es heißt:
Ich freue mich, sagen zu können, daß die Beziehungen zu den
fremden Mächten andauernd freundliche sind. Ich habe keinen Anlaß, zu
der eingehenden, dem Parlament im Dezember gemachten Mitteilung, in
der die in letzter Zeit abgeschlossenen befriedigenden Abkommen aufsgezählt
werden, etwas hinzuzufügen. Was das Erdbeben in Kingston betrifft, so
beklage ich den Verlust an Menschenleben und die Zerstörung von Eigen-
tum. Ich habe mit Befriedigung von dem Mute vernommen, den der
Gouverneur und seine Offiziere bei dieser Gelegenheit bezeigt haben, und
von der Selbstbeherrschung der Bevölkerung von Kingston. Mit auf-