Ränische Kurie. (Dezember 16.) 293
gemeine Inquisition nach Unserem Befehle herausgegeben hat, sondern
auch Unserer Enzyklika Pascendi Dominici gregis, die am 8. September d. J.
herausgegeben wurde, wiederholen und bestätigen Wir kraft Unserer Apo-
stolischen Autorität sowohl jenes Dekret der Heiligen Obersten Kongre-
gation als auch Unsere Enzyklika, und fügen dem hinzu die Strafe der
Exkommunikation gegen diejenigen, die widersprechen; auch das erklären
und bestimmen Wir: Wenn Jemand, was Gott verhüten wolle, in seiner
Kühnheit so weit gehen sollte, daß er irgend etwas aus den, in dem einen
oder dem anderen der vorhin mitgeteilten Dokumente verurteilten Propo-
sitionen, Meinungen und Lehren in Schutz nehmen sollte, er ipso facto
der Zensur gemäß dem Kapitel Docentes der Konstitution Apostolicae
#edis verfallen solle, welche die erste ist unter den Exkommunikationen
latae sententiae, die dem Römischen Pontifex vollständig vorbehalten ist.
Diese Exkommnnikation ist aber unter Vorbehalt der Strafen zu verstehen,
in welche diejenigen, welche gegen die obenerwähnten Dokumente irgend
etwas unternehmen, wie die Verbreiter und Verteidiger von Häresien ver-
fallen können, wenn einmal ihre Propositionen, Meinungen oder Lehren
häretisch sind, was freilich bei den Gegnern eines jeden der beiden Doku-
mente mehr als einmal der Fall sein wird, dann ganz besonders, wenn
sie die Irrtümer der Modernisten, d. h. die Sammlung alter Häresien ver-
teidigen. Nachdem dieses festgestellt ist, befehlen wir den Diözesanordinarien
und den Leitern der religiösen Genossenschaften ausdrücklich und von neuem,
daß sie ihr Augenmerk besonders den Lehrern zuwenden, in hervor-
ragendem Maße aber jenen der Seminarien. Und findet man, daß ihre
Anschauungen mit den modernen Irrtümern völlig durchsetzt sind, und
daß sie sich andauernd mit den neuen und schädlichen Lehren befassen, und
sich nicht um die Vorschriften des heiligen Stuhles kümmern, soweit sie
schon erlassen sind, dann soll ihnen fürderhin ihr Lehramt genommen werden.
Von den heiligen Weihen sind auch jene Jünglinge auszuschließen, die
auch nur dem geringsten Zweifel Anlaß geben, daß sie den neuen schlechten
und verurteilten Lehren nachgehen. Zugleich ermahnen wir, eifrig darauf
Obacht zu haben, daß sie nicht aufhören sollen, die Bücher und Schriften
aus dem Buchhandel zu entfernen, welche sich auf der schiefen Ebene be-
finden und leider nur zu sehr verbreitet sind. Noch vielmehr sind diese
Bücher aus den Händen der studierenden Jugend zu entfernen. Wenn sie
sich dieser Aufgabe mit der gebührenden Sorgfalt entledigt haben, dann
werden sie auch für die wahre und solide Ausbildung der Priester Sorge
getragen haben. Und darauf soll ja von seiten der geistlichen Führer das
Hauptgewicht gelegt werden. Wir wollen und befehlen, daß dies alles
kraft Unserer Autorität zu Recht bestehe, und daß alle entgegen stehenden
Vorschriften aufgehoben ind. Gegeben zu Rom bei St. Peter am 18. No-
vember 1907, im fünften Jahre Unseres Pontifikates.
Pius X., Papst.
16. Dezember. Der Papst hält nach einem Konsistorium eine
Ansprache über die Kirchenverfolgung und die Modernisten:
Man sehe heutzutage, wie die Kirche überall in offenen oder heim-
lichen Anfeindungen bedrängt werde, wie ihre Rechte und Gesetze von
jenen unterdrückt würden, die sie beschützen sollten, während eine gottlose
und schamlose Presse die Kirche bekämpfe und dabei sogar die öffentliche
Ruhe störe, wie man erst kürzlich in Italien gesehen habe. Dazu käme
noch die verderbliche Propaganda, die sich innerhalb des Katholizismus
selbst bemerkbar mache und von den Modernisten ausgehe, die die päpst-
liche Autorität verachteten, an deren Stelle sie ihre eigene setzen wollten,