338 Halsarien. (Anfang Januar—November 20.)
2. Bulgarien.
Anfang Januar. Großer Eisenbahnerstreik.
Mitte Januar. (Sofia.)
Die Universität wird wegen revolutionärer Umtriebe der Studenten
auf sechs Monate geschlossen. Mehrere Professoren werden abgesetzt. Am
20. veranstalten Studenten eine große Kundgebung gegen den Fürsten,
gegen die streng eingeschritten wird; viele werden verhaftet, die Wehr-
pflichtigen sofort eingestellt. Am 23. protestiert die Opposition in der
Sobranje gegen die Schließung der Universität.
26. Januar. Die Sobranje genehmigt die Nückbehaltung
der in das Eisenbahnbataillon einberufenen ausständigen Bahnbe-
diensteten auf weitere drei Wochen. Damit ist der Ausstand der
Eisenbahner vollkommen zusammengebrochen.
11. März. (Sofia.) Ministerpräsident Petkow wird durch
einen Anarchisten ermordet.
16. März. Der Präßident der Sobranje Gudew wird Minister-
präsident.
April. Die Regierung beschwert sich bei den Großmächten
über serbische Agitation in Makedonien.
23. März. Französische Anleihe und Bestellungen in Frankreich.
Es wird bekannt, daß die französische Regierung der bulgarischen
Regierung, welche entsprechend dem Anleihevertrage von ersterer die Be-
willigung zu erwirken hatte, daß die neue Anleihe in Paris kotiert werde,
erklärt hat, sie gebe die Bewilligung zur Kotierung nur dann, wenn für
25 Millionen Frank Bestellungen an Kriegsmaterial bei der Fabrik Schneider
in Creuzot gemacht werden. Diese Pression macht allgemein den schlechtesten
Eindruck. — Am 23. genehmigt die Sobranje in geheimer Sitzung, die
infolge heftiger Proteste von seiten der Opposition einen stürmischen Ver-
lauf nahm, den Vertrag der bulgarischen Regierung mit der Firma Schneider
in Creuzot, betreffend die Bestellungen von Kriegsmaterial im Betrage
von 25 Millionen Frank. In Regierungskreisen wird erklärt, die Ge-
nehmigung sei erfolgt, weil die Regierung sich in einer Zwangslage befand,
da nur durch die Erteilung der Bestellungen die Kotierung der neuen
Anleihe in Paris zu sichern war.
10. Juni. Für die im Januar entlassenen Professoren werden
15 Mittelschullehrer ernannt.
W. August. Das zwanzigjährige Regierungsjubiläum des
Fürsten wird als Nationalfest gefeiert.
13. November. (Sofia.) Die Vertreter der Ententemächte
lenken in freundschaftlicher Weise die Aufmerksamkeit der bulgarischen
Regierung auf die wiederholten Bandeneinfälle in Makedonien und
empfehlen der Regierung mit Rücksicht darauf eine besonders ge-
naue Bewachung der Grenze.