4 Das Dentsqhe Reith und seine einelnen Slieder. (Januar 4. 6.)
Ausfalltor von einem jütischen Hafen nach Schleswig hinein gesichert hat.
Die Herstellung so vieler Grenzbefestigungen hat so ansteckend gewirkt, daß
sich zuletzt auch Italien gegen das verbündete Oesterreich, dieses gegen
jenes befestigt hat. Der eiserne, um Deutschland und Oesterreich geschlagene
Ring war nur nach dem Balkan zu offen geblieben. Auch diese Lücke ist
jetzt durch die Türkei, Serbien und Montenegro ausgefüllt worden, wäh-
rend Bulgarien und Rumänien in das öfterreichische Lager gedrängt werden.
Der Kaiser schloß seine Ausführungen mit dem Wunsche,
die Armee möge die altpreußischen Eigenschaften der Schlichtheit
und Sparsamkeit auch in der Lebensführung des einzelnen recht
in Ehren halten.
4. Januar. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bespricht
das Verhältnis Deutschlands zu Oesterreich-Ungarn in einem langen
Artikel, in dem es heißt:
Der deutsche Standpunkt ist von Anfang an der gewesen, daß wir
die Wahrung der Großmachtstellung Oesterreich--Ungarns auch als ein emi-
nentes Interesse der deutschen Politik betrachten; daß wir deswegen ohne
Zögern an die Seite unseres Bundesgenossen getreten sind; daß wir nach
allen Seiten über unsere feste Entschlossenheit, uns nicht von Oesterreich-
Ungarn abdrängen zu lassen, Klarheit gegeben haben. Dies hat der Reichs-
kanzler im Reichstag in der entschiedensten und unzweideutigsten Weise
wiederholt vor aller Welt erklärt. Zu der Leitung der verbündeten Mon-
archie aber haben wir das Zutrauen, daß sie am besten beurteilen kann,
welches die unentbehrlichen Voraussetzungen ihrer Großmachtstellung sind.
Ihr steht es daher auch allein zu, in den Einzelfragen die entscheidenden
Entschlüsse zu fassen; und von Deutschland kann sie mit Recht erwarten,
daß es keinen Schritt tun werde, der als unerbetene Einmischung oder als
Bevormundung ausgelegt werden könnte.
4. Januar. (Württemberg.) Das Kultusministerium weist
in einem Erlaß auf die Notwendigkeit hin, den schriftlichen Ge-
schäftsverkehr zu vereinfachen und alle überflüssigen Höflichkeits-
bezeugungen wegzulassen.
5. Januar. Deutsche Hilfstätigkeit bei der Erdbebenkatastrophe
in Sizilien.
Die ersten Beiträge Deutschlands für die Obdachlosen in Messina:
Kaiser Wilhelm 6000 Mark, Berlin 50000 Mark, Hamburg 20000 Mark,
Frankfurter Handelskammer 20000 Mark usw. Der Deutsche Kaiser hat
die Hamburg-Amerika-Linie ersucht, mit dem am 5. Januar abgehenden
Dampfer „Illyria“, der zur Beförderung von Liebesgaben nach Sizilien
bestimmt ist, sechs Döckersche Baracken mitzunehmen, die als Geschenk des
Kaisers für die notleidende Bevölkerung bestimmt sind. In Berlin hat
sich ferner unter dem Protektorat der Kaiserin ein deutsches Hilfskomitee
gebildet. Außerdem wurden in Deutschland große Sammlungen ver-
anstaltet, und die großen Reedereien sandten die im Mittelmeer befind-
lichen Schiffe zur Hilfeleistung. Der Kommandant des Kreuzers „Hertha"
stellte dem Stadtkommandanten General Mazza hundert Zelte, Mehl, Fleisch
und einen größeren Vorrat an Brot zur Verfügung. Die Sachen wurden
an Bord des Dampfers „Stura“ geschafft. (Siehe auch 3. Februar.)