Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

404 Das Veutsche Reich und seine eintelnen Glieder. (Dezember 17.—20.) 
17. Dezember. Landtagsersatzwahl in Magdeburg. 
Der von den Nationalliberalen präsentierte Fabrikbesitzer Otto Gruson 
wird einstimmig gewählt. 
17. Dezember. Entwurf eines Kaliverkaufsgesetzes. 
Nach diesem von der preußischen Regierung beim Bundesrat ein- 
gebrachten Entwurf dürfen Kalisalze für die nächsten zwanzig Jahre nur 
durch Vermittlung einer Vertriebsgemeinschaft abgesetzt werden. 
17. Dezember. (Meiningen.) Das neuerbaute Hoftheater 
wird vom Herzog eröffnet. 
18. Dezember. König Ferdinand von Bulgarien trifft mit 
seiner Gemahlin in Berlin ein. 
18. Dezember. (Sachsen-Weimar-Eisenach.) Landtags- 
wahlen. 
Nach Beendigung der Stichwahlen setzt sich der Weimarische Landtag 
aus 9 Konservativen, 4 Sozialdemokraten, 3 Nationalliberalen und einem 
Zentrumsmitglied zusammen. Dazu kommen aber noch die 15 von den 
Privilegierten gewählten Abgeordneten. 
19. Dezember. (Berlin.) Die Kronprinzessin reist zum Be- 
gräbnis ihres Großvaters, des Großfürsten Michael von Rußland, 
nach Cannes. 
19. Dezember. (München.) Klara Ziegler, die berühmte 
Tragödin, f, 65 Jahre alt. 
20. Dezember. (Hamburg.) Der Verein Hamburger Reeder 
richtet an den Reichskanzler das Ersuchen, im Interesse der deutschen 
Schiffahrt und der deutschen Eisenindustrie die Bergwerksgerecht- 
samen der Gebrüder Mannesmann in Marokko dem deutschen Ein- 
fluß zu sichern. 
20. Dezember. (Badischer Landtag.) 
In der Budgetkommission wurde bei Beratung des Titels „Wissen- 
schaft und Künste" für die Lanzstiftung zur Gründung einer Akademie 
in Heidelberg in Höhe von 1 Million Mark, die in fünf Jahresraten 
zugeführt wird, dem Stifter einmütiger Dank ausgesprochen. Der auf 
dem vorigen Landtag zum Ausdruck gebrachte Wunsch, die Regierung 
möge ein wissenschaftliches Unternehmen zur Sammlung der badischen 
Mundarten ins Leben rufen, konnte in dieser Ausdehnung nicht erfüllt 
werden. Ein selbständiges Werk wäre aus finanziellen und praktischen 
Gründen nicht zu befürworten. Für den allemannischen Sprachschatz ge- 
nüge vollauf die schweizerische Publikation in Verbindung mit der württem- 
bergischen. Man werde sich daher auf die Sammlung selten gewordener 
Wörter und Sprichwörter beschränken. Vom Zentrum wurde wieder über 
Bevorzugung der Heidelberger Universität gegenüber der Freiburger ge- 
klagt. Die von der Regierung bekanntgegebenen Grundsätze für die Fest- 
stellung der Ausgaben beider Universitäten, sowie über die Möglichkeit der 
Einmischung der Regierung bei Besetzung der Professuren fanden die ein- 
mütige Zustimmung sämtlicher Parteien mit Ausnahme des Zentrums.
	        
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