Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebenundzwanzigster Jahrgang. 1911. (52)

566 Asien. (Januar Ende — Februar 4.) 
Ende Januar. (China.) Die konstitutionelle Bewegung 
nimmt eine antidynastische Färbung an. 
Am Hofe ergreift die Kaiserin-Wiwe in Opposition zu dem Regenten 
die Partei der Reformer. 
26. Januar. (Kiautschou.) Wegen der Pestgefahr ordnet 
das Gouvernement die Absperrung des Pachtgebietes zu Lande durch 
eine Postenkette und zur See durch Marine-Pinassen an. 
26. Januar. (Korea.) Der frühere koreanische Gesandte 
Prinz Tschin Pomii erhängt sich aus Schmerz über den Verlust 
der Selbständigkeit Koreas in seiner Wohnung in Petersburg mit 
Hinterlassung eines Briefes an den früheren Kaiser von Korea und 
von 2500 Rubel für seine Beerdigung. 
In einem Brief an den Zaren drückt er die Zuversicht aus, sein 
Vaterland sei noch nicht dem bürgerlichen Tode verfallen, wenn Rußland 
ihm hilfreiche Hand biete. Das Volk von Korea habe stets auf Rußlands 
Freundschaft vertraut. 
28. Januar. (Persien.) Zahlungen von Entschädigungen 
auf Rußlands und Englands Drängen. 
Die Regierung leistet die von Rußland geforderten Entschädigungen: 
2543 Tomans an den Schullehrer Smirnow für die Zerstörung seiner 
Wohnung im Juli 1910 und 14720 Tomans für den im November 1900 
bei Schiras auf den Generalkonsul Passek und seine Begleiter erfolgten 
Ueberfall. Gleichzeitig zahlt die persische Regierung der englischen Gesandt- 
schaft 3000 Tomans als Entschädigung für die Ermordung zweier indischer 
Sepoys, die sich in der Eskorte des englischen Konsuls befanden, als er 
im Jahre 1910 von Buschir nach Schiras reiste. 
1. Februar. (Persien.) Der Gouverneur von Ispahan und 
sein Neffe werden von einem ehemaligen Polizisten schwer verwundet. 
Der Mörder, der russischer Untertan ist, findet im russischen Konsulat 
ein Asyl. 
1. Februar. (China.) Bildung der „Partei des geeinigten 
Reiches“. 
Sie tritt für die sofortige Einführung der Verfassung ein und 
besteht in ihrer Mehrheit aus gemäßigten Jungchinesen. Ihr Glaubens- 
bekenntnis lautet folgendermaßen: Die fünf Rassen des Reiches, Chinesen, 
Mongolen, Mandschus, Tibetaner und Muselmanen, die einander einst 
bekämpft haben, müssen jetzt zusammenhalten. Die Einheit der inneren 
Politik hat bisher unter diesen Kämpfen gelitten. Abhilfe kann nur ein 
verantwortliches Ministerium schaffen, das die nationalen Forderungen zu 
prüfen hätte. China bedarf unbedingt eines Parlaments und einer guten 
Finanz= und Verwaltungsorganisation. Zwischen den einzelnen Provinzen 
ist Einheit herzustellen: der Partikularismus muß bekämpft und das 
nationale Bewußtsein gepflegt werden. 
4. Februar. (Britisch-Ostindien.) Die Universität Kalkutta 
promoviert den deutschen Kronprinzen zum Ehrendoktor der Rechte.
	        
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