Allgemeines. Internstisn#ale Kongresse. Piplomatische 1. saunstige Enthülungen. 605
ja, daß die Rede nur der Parteipolitik dienen soll, wofür allerlei Gründe
angeführt werden könnten, die indessen diese Bloßstellung des britischen
Kabinetts kaum zu rechtfertigen imstande wären. Kapitän Fabers Ruf
bürgt auf jeden Fall dafür, daß er von seinen Behauptungen überzeugt ist.
Auch scheint der Uebereifer gewisser Kreise, jetzt ein freundschaftliches Ver-
hältnis mit Deutschland anzustreben, nur zu geeignet, Kapitän Fabers
Anklagen gegen die britische Marine und Armee zu kräftigen. Insbesondere
ist die Rede geeignet, ein interessantes Licht auf Llond Georges bekannte
Rede und auf die Ursache der Berufung Winston Churchills zum Marine-
minister zu werfen. Kapitän Faber erklärte von vornherein, daß ein guter
Teil dessen, was er zu sagen habe, dementiert werden dürfte; nichtsdesto-
weniger sei es die Wahrheit, so wie er sie von den höchsten oder nächst-
höchsten Stellen erfahren habe. Zur Zeit der schweren Krise, — sagte er —,
welche die Marokko-Unterhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich
begleitete, war das liberale Kabinett geteilt in seiner Ansicht, ob England
es mit Frankreich halten sollte oder nicht. Er kenne die Namen der Kabinetts-
mitglieder, die für Frankreich und die Namen derer, die nicht für Frankreich
waren, aber er werde nur das Gute sagen und das Böse verschweigen.
Lloyd George und Winston Churchill stellten sich ehrlich auf die Seite
Frankreichs. Diese beiden Männer waren dafür, daß England, seinem
Vertrage gemäß, Frankreich unterstützen müsse. In den nächsten Tagen
dürfte das freilich in Abrede gestellt werden, aber die Zukunft werde die
Wahrheit seiner Worte beweisen. Viele Leute würden nicht gerne hören,
was er über die Armee und Marine zu sagen habe, auf Grund der besten
Autorität könne er jedoch mitteilen, was in jener schweren Zeit tatsächlich
geschehen sei: im kritischen Augenblicke zeigte es sich, daß die Flotte in drei
Teilen aufgebrochen war, von denen einer südlich von England, der andere
in der Nähe von Irland und der dritte im Norden von Schottland weilte.
Die deutsche Flotte hatte man ganz aus den Augen verloren, niemand
wußte, wo sie war. Die größte Gefahr lag darin, daß das Kabinett nicht
wußte, was vor sich ging, und daß die deutsche Flotte die drei Teile unserer
Flotte überfallen und sie einzeln schlagen konnte, aber es waren noch andere
Gefahren vorhanden, mag man sie auch morgen verleugnen. Der Admiral
eines Teiles der Flotte wußte, daß wir vor dem Ausbruch eines Krieges
standen. Er schickte einen Offizier zu dem Kommandanten der Forts, die
den Hafen schützen, in dem sich seine Flotte aufhielt, und ließ anfragen,
ob die Flotte unter dem Schutze der Festungsbatterien sicher sei. Die
Antwort lautete, daß von einer Sicherheit keine Rede sein könne, denn
wenn die Geschütze der Forts feuerten, würden ihre Geschosse auf die
britische Flotte fallen, die dort verankert lag. Hauptmann Faber versicherte,
er habe das von der höchsten Autorität gehört, die keinen Zweifel zulasse.
Das seien nur einige der Gefahren gewesen, denen England unlängst aus-
gesetzt war, und das Kabinett kenne sie natürlich noch viel besser als er.
Das Kabinett sei weise genug gewesen, in den Tagen der nationalen Gefahr
das beste seiner Mitglieder an die Spitze der Admiralität zu stellen. Die
gegenwärtige Regierung sei zwar radikal und habe andere politische Ansichten
als er selbst, aber er müsse zugestehen, sie habe den besten Mann, der
vorhanden war, an den rechten Platz gestellt und dieser Mann sei Winston
Churchill. (Beifall und Gelächter.) Seinen Zuhörern möge das vielleicht
komisch vorkommen, aber es sei die Wahrheit. Sobald Winston Churchill
sein neues Amt angetreten hatte, telegraphierte er Sir John Fisher, der
in der Schweiz weilte, er möge doch sofort heimkommen, und dann setzte
er sich mit Lord Charles Beresford, einem konservativen Mitglied des
Parlaments, in Verbindung, Das war unzweifelhaft ein außerordentlich