Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

Das Denisqhe Reich und seine einzelnen Glieder. (August 22.—25.) 209 
außerdem in Englisch oder Französisch. Bewerber sollen nicht über 27 Jahre 
alt und müssen tropendienstfähig sein. Verheiratete kommen nur ausnahms- 
weise in Betracht. Sprachliche Vorkenntnisse sind erwünscht, aber nicht Be- 
dingung. Während der Dauer ihrer Ausbildung erhalten die Lehrer eine 
monatliche Vergütung von durchschnittlich 200 Mark sowie einen Betrag 
zur Anschaffung der erforderlichen Lehrbücher und eine Reisekostenvergütung. 
Vor Eintritt in das Seminar müssen sie sich verpflichten, nach Beendigung 
ihrer Ausbildung, erforderlichenfalls auch schon früher, eine vierjährige Lehr- 
tätigkeit im Ausland zu übernehmen oder die Kosten der Ausbildung zu 
erstatten. 
22. August. Austausch der Ratifikationsurkunden zu dem am 
28. Juli 1913 zwischen dem Reiche und den Niederlanden ab- 
geschlossenen Vertrag über die Ausdehnung des deutsch-uniederländischen 
Auslieferungsvertrags vom 21. September 1897 auf das deutsche 
Schutzgebiet Kiautschou. 
22. August. (Berlin.) Die Adrianopeler Abordnung. Im 
Auswärtigen Amt empfing der Dirigent der politischen Abteilung 
Herr v. Stumm die türkische Deputation aus Adrianopel und nahm 
deren Darlegungen sowie eine schriftliche Aufzeichnung entgegen. 
23. August. (Berlin.) Prinzessin Friedrich Wilhelm von Preußen 
ist von einer Prinzessin entbunden worden. 
24. August. (Nürnberg.) Enthüllung des Denkmals König 
Ludwig I. 
25. August. (Kelheim.) Erinnerungsfeier der Befreiungs- 
kriege in der Gedächtnishalle. 
Die Rede des Prinz-Regenten Ludwig in der Befreiungshalle 
lautete: „Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät, dem erhabenen Ober- 
haupt des Deutschen Reichs, den Hohen Bundesfürsten des Reichs und den 
präsidierenden Herren Bürgermeistern der Freien und Hansestädte sei zu- 
vörderst freudiger Willkomm geboten und wärmster Dank für Ihr gnädiges 
Erscheinen, das der heutigen Feier so reichen Glanz verleiht. Den Deutschen 
Befreiungskämpfern von Bayerns König Ludwig I. gewidmet, ist diese hehre 
Halle so recht der Ort, um jetzt, da sich ein Jahrhundert seit dem gewaltigen 
Ringen um Deutschlands Unabhängigkeit vollendet, das Gedächtnis jener 
opferreichen Zeiten zu begehen und zugleich dem Deutschen Sinn des König- 
lichen Stifters zu huldigen. Das heutige Datum, der 25. August, hat seine 
besondere Bedeutung dadurch, daß es der Geburts= und Namenstag König 
Ludwigs Il. ist, der heute vor 127 Jahren das Licht der Welt erblickt hat. 
Seine Gedanken und Absichten bei Errichtung dieses Denkmals hat der 
Königliche Erbauer zusammengefaßt in die Worte: „Möchten die Teutschen 
nie vergessen, was den Befreiungskampf notwendig gemacht und wodurch 
sie gesiegt.“ Diese Mahnung glänzt uns als Inschrift aus den Marmor= 
fliesen der Halle entgegen, und mit diesen Worten hat König Ludwig auch 
am 50. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig die Mittämpfer der Be- 
freiungskriege begrüßt, die er zur Einweihung des Baues noch um sich 
versammeln konnte. Deutschlands Uneinigkeit und Zerrissenheit als 
Ursache seines tiefen Falles, der Deutschen Vereinigung und festes 
Zusammenhalten als Voraussetzung ihrer Miedererhebung, als uner-
	        
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