Ilb#nien. (Oktober 1.— November 3.) 687
Albaniens unter möglichster Berücksichtigung der Wünsche der Be-
völkerung vorzunehmen.
1. Oktober. Burgfrieden der nationalen Politiker.
Essad Pascha hat an die provisorische Regierung telegraphiert, daß
er angesichts der schwierigen Verhältnisse, in denen sich Albanien augen-
blicklich befände, in der Einigkeit der Nation gegenüber ihren Feinden die
erste Notwendigkeit sehe; daher erachte er seinen Zwist mit der proviso-
rischen Regierung als beendet, und er sei bereit, seine patriotische Pflicht
gegenüber dem Vaterlande zu erfüllen.
3. Oktober. Die Kandidatur des Prinzen von Wied wird in
der „Kölnischen Zeitung“ bestätigt.
15. Oktober. (Valona.) Die Regierung erhielt ein Telegramm
Essads, worin er seinen Austritt aus. dem Kabinett mitteilt und
gleichzeitig die Regierung davon verständigt, daß er in Durazzo
eine neue Regierung gebildet habe, deren Wirkungskreis sich auf
Mittelalbanien zwischen den Flüssen Mali und Schkumbi erstrecken
soll. Die neue Regierung, so teilt Essad mit, bestehe aus einem
Senat, dessen Mitglieder aus den Städten Durazzo, Kawaja, Tirana
und Schiak (je zwei aus jeder Stadt) gewählt worden seien. Der
Präsident des Senates sei Essad selbst. Essad hat von seinem Schritt
auch der internationalen Kontrollkommission Mitteilung gemacht.
17. Oktober. (Koritza.) Die Serben haben die albanesische
Grenze überschritten und die Dörfer Kljetsche und Veheani besetzt
und dringen siegreich gegen Elbassan vor.
18. Oktober. Vorstoß der Serben.
Das serbische Expeditionskorps, das über den Schwarzen Drin in
das Innere Albaniens eingebrochen ist, hat bereits Mat erreicht. Die Be-
völkerung ergriff vor den Serben die Flucht. Ein serbisches Armeekorps
befindet sich bereits vierzig Kilometer östlich von Tirano. Weitere Truppen-
massen operieren in östlicher und südöstlicher Richtung auf Elbassan hin.
28. Oktober. Der Präsident der provisorischen Regierung Al-
baniens in Valona, Ismael Kemal Bey, richtete an alle Großmächte
eine gleichlautende Note, worin er um baldige Einsetzung eines
Fürsten und schleunige Feststellung der Grenzen Albaniens ersucht,
da nur auf diese Weise das schwergeprüfte Volk zur Ruhe kommen könne.
3. November. Prinz Wilhelm zu Wied hat die Kandidatur
für den Thron von Albanien angenommen.
Er ist am 26. März 1876 als Sohn des Fürsten Wilhelm und der
Fürstin Marie, einer geborenen Prinzessin der Niederlande, geboren worden.
Er ist Rittmeister und Eskadronschef im 3. Gardeulanenregiment zu Pots-
dam. Seit dem 30. November 19086 ist er mit der Prinzessin Sophie von
Schönburg-Waldenburg vermählt. Der Ehe des Prinzenpaares ist eine am
19. Februar 1909 geborene Tochter, die Prinzessin Marie Eleonore, ent-
sprossen. Die Großmächte garantieren die Integrität des Landes und ver-