Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dreißigster Jahrgang. 1914. Zweite Hälfte. (55b)

524 Groffbritannien. (März 10.— 17.) 
10. März. (Unterhaus.) Einbringung des Heeresetats 
für 1914/15. 
Bei diesem Anlaß gibt Kriegsminister Seely die Zahl der sofort 
verfügbaren Kräfte für die Kolonien auf 117000 Mann, für die Heimat 
auf 121000 Mann sowie 146000 Mann Reservisten an. Im Falle einer 
Mobilisierung sei in sehr kurzer Zeit eine voll ausgerüstete Expeditions- 
macht von 162000 Mann verfügbar. Im Falle einer plötzlichen Notlage 
in Friedenszeiten seien 50000 Mann aller Waffengattungen sofort bereit. 
11. März. Die ministerielle „Westminster Gazette“ äußert sich 
über die Frage der deutsch-russischen Beziehungen. 
Die gegenwärtige Unruhe in Deutschland überrascht uns nicht im 
mindesten. Wir sind in der Frage nach einer begründeten Unterlage für 
Unruhen im gegenwärtigen Augenblick durchaus skeptisch, allein es ist ganz 
unvermeidlich, daß von Zeit zu Zeit diese deutschen Besorgnisse wegen Ruß- 
lands rege werden. Denn wenn an der einen Grenze Deutschlands Frank- 
reich mit einer sozusagen stillstehenden Bevölkerungszahl steht, so hat es 
an der andern Rußland mit einer Bevölkerung, die unbedingt wie relativ 
unaufhaltsam im Zunehmen ist. In der Tat kann der internationale Aus- 
blick nicht anders als düster genannt werden, wenn die Beziehungen eine 
Frage der Zahlen und Macht sind. Seit vielen Jahren hat es Deutsche 
gegeben, die klar genug in die Zukunft blickten, um zu erklären, daß Ruß- 
land der wahre Feind Deutschlands sein werde, und wenn die dabei ins 
Spiel kommende Hauptvoraussetzung angenommen wird, so ist diese Be- 
fürchtung wohl begründet. Wir brauchen jedoch kaum hinzuzufügen, daß 
wir unserseits diese Hauptvoraussetzung nicht für annehmbar oder unver- 
meidlich betrachten. Die wirkliche Moral ist, daß eine bessere internationale 
Atmosphäre geschaffen werden muß, in der die Sicherheit einer Nation nicht 
von den Massen ihrer Bevölkerung oder dem Umfang ihrer Rüstungen 
abhängen sollte. 
17. März. (Unterhaus.) Einbringung des Flottenetats für 
1914 15. Marineminister Churchill äußert sich über seine Flotten- 
politik. 
In der die Vorlage begleitenden Regierungserklärung wird u. a. 
gesagt, daß Vorsorge getroffen sei für eine Vermehrung der Offiziere und 
Mannschaften um fünftausend Mann. Diese sei notwendig, um die im Bau 
befindlichen Schiffe zu bemannen, die Neuorganisation der Flotte mit den 
anwachsenden Rüstungen der fremden Mächte zugleich Schritt für Schritt 
durchzuführen und ferner den Erfordernissen der Marineluftschiffahrt zu 
genügen. Die Gesamtkosten des neuen Flottenprogramms für Personal, 
Material, Arbeiten und Ausrüstung werden ausschließlich der Luftschiffahrt 
auf 14 817000 Pfund Sterling geschätzt gegenüber 18824 700 im Voriahre. 
Der gegenwärtige Voranschlag wie der vorjährige seien durch die rück- 
ständigen Schiffsbauten schwer belastet. Der Gesamtbetrag, der für Neu- 
bauten vorgesehen sei, betrage ausschließlich der Luftschiffahrt 18373000 
Pfund Sterling gegen 16033000 im Vorjahre. Der Voranschlag des Vor- 
jahres sei allerdings durch den Ergänzungsetat auf 17360000 vermehrt 
worden. Das Programm für Neubanuten verzeichnet vier Schlachtschiffe, 
vier leichte Kreuzer und 12 Torpedobootszerstörer. Der neue Etat sehe eine 
Vermehrung von 300000 Pfund Sterling zur Entwicklung der Marine- 
luftschiffahrt vor. Im ganzen sehe er eine Ausgabe von 510550000 Pfund 
Sterling vor.
	        
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