626 Veutsches Keich. (Dezember 23.—31.)
23. Dez. Prinz Friedrich Christian von Sachsen, Ordon-
nanzoffizier im Stabe des Generalkommandos des XII. Armeekorps,
erhielt das Eiserne Kreuz Il. Klasse, aus welchem Anlaß ein Depeschen-
wechsel zwischen dem Kaiser und dem König von Sachsen stattfindet.
25. Dez. Anläßlich des Unterganges des kleinen Kreuzers
„Bremen“ und eines Torpedobootes in der Ostsee findet zwischen
dem Bremischen Senat und dem Kaiser, sowie dem Prinzen
Heinrich von Preußen ein Telegrammwechsel statt.
Das Telegramm, mit dem S. M. der Kaiser antwortete, lautet:
An den Präsidenten des Senats Bremen.
Die warme Anteilnahme des Senats und der Bürgerschaft Bremens
an dem Untergange Ihres Patenschiffes hat Mir wohlgetan und wird in
Meiner Marine dankbaren Widerhall finden. Eine neue „Bremen“ wird
erstehen, und in ihrer Besatzung wird der Heldengeist weiterleben, den die
im Dienste des Vaterlandes Gebliebenen noch in der Todesstunde so glän-
zend bewiesen haben. Wilhelm I. k.
Auch Prinz Heinrich spricht in seiner Erwiderung die Gewißheit aus,
daß eine neue „Bremen“ erstehen werde.
29. Dez. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ stellt fest, daß ein von der
„Neuen Züricher Zeitung“ am 28. Dezember unter dem Titel
„Friedensgedanken“ veröffentlichter Aufsatz (s. Schweiz) lediglich
private Gedankengänge enthalte und daher nicht als Ausgangs-
punkt für eine ernste Diskussion über die Ansichten leitender Kreise
dienen könne.
31. Dez. Kundgebungen zum Jahreswechsel.
Der Kaiser richtet folgenden Erlaß an das deutsche Heer, die
Marine und die Schutztruppen:
Kameraden! Ein Jahr schweren Ringens ist abgelaufen. Wo immer
die Ueberzahl der Feinde gegen unsere Linien anstürmte, ist sie an Eurer
Treue und Tapferkeit zerschellt. Ueberall, wo ich Euch zum Schlagen an-
setzte, habt Ihr den Sieg glorreich errungen. Dankbar erinnern wir uns
heute vor allem der Brüder, die ihr Blut freudig dahingaben, um Sicher-
heit für unsere Lieben in der Heimat und unvergänglichen Ruhm für das
Vaterland zu erstreiten. Wae sie begonnen, werden wir mit Gottes gnädiger
Hilfe vollenden. Noch strecken die Feinde von Ost und West, von Nord
und Süd in ohnmächtiger Wut ihre Hände nach allem aus, was uns das
Leben lebenswert macht. Die Hoffnung, uns im ehrlichen Kampf über-
winden zu können, haben sie längst begraben müssen. Nur auf das Gewicht
ihrer Masse, auf die Aushungerung unseres ganzen Volkes und auf die
Wirkungen ihres ebenso frevelhaften wie heimtückischen Verleumdungsfeld-
zuges auf die Welt glauben sie noch bauen zu dürfen. Ihre Pläne werden
nicht gelingen. An dem Geist und dem Willen, der Heer und Heimat un-
erschütterlich eint, werden sie elend zuschanden werden: dem Geist der Pflicht-
erfüllung für das Vaterland bis zum letzten Atemzug und dem Willen zum
Siege. So schreiten wir denn in das Neue Jahr. Vorwärts mit Gott zum
Schutz der Heimat und für Deutschlands Größe!
Großes Hauptquartier, den 31. Dez. 1915. Wilhelm.