Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Erste Hälfte. (56a)

Vie ästerreithischinngarische Monarchie. (Oltober 28. — Roveniber 13.) 687 
Die Amnestie bezieht sich insbesondere auf die Aufreizung, die der 
sozialdemokratischen Partei angehörende Personen in der Presse oder in 
Volksversammlungen verübten, sowie auf zahlreiche andere Kategorien 
politischer Vergehen und Uebertretungen. 
28. Okt. Kaiser Franz Joseph richtet an Generaloberst Erg- 
herzog Eugen, den Oberbefehlshaber der gegen Italien kämpfenden 
Streitkräfte, und an Feldzeugmeister Erzherzog Leopold Salvator, 
den Chef des Artilleriewesens, anerkennende Handschreiben. 
31. Okt. (Galizien.) In Krakau findet eine Haupt- 
versammlung des Verbandes galizischer Städte statt, die 
von 30 Städten beschickt ist. Außerdem nimmt eine Reihe gali- 
sischer Abgeordneter an den Verhandlungen, welche der stellvertre- 
tende Stadtpräsident von Krakau Maryewski leitet, teil. 
Nach Berichten, welche der Bürgermeister von Lemberg erstattet, 
werden auf Grund des schon gesammelten Materials die Schäden der 
russischen Invasion bekannt gegeben. Am meisten betroffen ist die 
Stadt Gorlicc, bei welcher 18 Millionen Kronen Schaden festgestellt wurden. 
Andere Städte haben Schäden von 2, 3, 4 und 5 Millionen Kronen. Zum 
Schlusse erfolgen genaue Berichte, welche Verhandlungen die einzelnen Städte 
und der Verband mit der Staatsregierung in Wien und mit der Landes- 
verwaltung für Galizien gepflogen haben. Betreffs des Wiederaufbaus- 
werden besonders in hygienischer Hinsicht eine Reihe Entschlüsse angenommen. 
6. Nov. Auf die dritte österreichische Kriegsanleihe sind- 
insgesamt 3300 Millionen Kronen gezeichnet worden. 
7. Nov. Der Führer der Isonzoarmee, General v. Boroevic, 
gab an den Kriegsberichterstatter die Erklärung ab, daß die dritte 
Isonzoschlacht gewonnen sei. 
7. Nov. Ein österreichisch-ungarisches Unterseebot versenkt bei. 
Kap Carbunara den nach New York fahrenden Dampfer „Ancona“ 
von der italienischen Schiffahrtsgesellschaft „Italia". 
Laut italienischer Meldung waren 424 Passagiere und eine Besatzung. 
von 60 Mann an Bord. 270 Mann sollen gerettet worden sein. (Siehe 
ferner unter dem 13. Nov.) 
10. Nov. Baron Burian trifft in Berlin ein. 
13. Nov. Das Flottenkommando meldet: 
Ueber die Versenkung des italienischen Dampfers „Ancona“ werden, 
wie nicht anders zu erwarten, von der feindlichen Presse ebenso verhetzende 
wie unwahre Darstellungen verbreitet. Der Sachverhalt war kurz folgender: 
Das Unterseeboot gab einen Warnungsschuß vor den Bug des Dampfers 
ab, worauf dieser in voller Fahrt floh. Damit befolgte er die bei Kriegs- 
ausbruch allen italienischen Dampfern von Amts wegen erteilte Weisung, 
bei Anhaltung durch ein feindliches U. Boot je nach dessen Position ent- 
weder zu fliehen oder das U. Boot anzurennen. Der fliehende Dampfer 
wurde vom U-Boot verfolgt und beschossen und stoppte erst, nachdem er 
einige Treffer erhalten hatte. Zum Verlassen des Schiffes, auf dem die 
größte Panik herrschte, wurden 15 Minuten gewährt. Dennoch wurde nur-
	        
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