Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

800 Gresbrilaunien. (Juli 31.) 
Die Vertagung des Hauses bis zum 14. September wurde mit großer 
Mehrheit beschlossen. 
Nach einem Amsterdamer Telegramm der „B. Z.“ kam es in der 
Schlußsitzung des englischen Unterhauses zu aufregenden Szenen. Es sei 
stellenweise eine Sprache geführt worden, wie sie das englische Parlament 
wohl seit Jahrhunderten nicht gehört habe. Einige Mitglieder schleuderten 
sich Hohn und Beleidigungen entgegen. 
Der parlamentarische Mitarbeiter der „Daily News“ schreibt über 
die Debatte: Das neue Programm Lloyd Georges weist offenbar auf die 
tragische Aussicht des neuen Kriegsjahres hin. Dieser Schluß sei un- 
abweisbar. Durch die ganze Rede zog wie ein Kehrreim die Andeutung 
hindurch, daß dieser und jener Vorschlag erst nach Wochen und Monaten 
Früchte tragen werde. Auch Asquith machte Andeutungen über einen sicheren, 
aber nicht unmittelbaren Sieg. 
31. Juli. Der Notenaustausch zwischen Sir Edward Grey und 
dem amerikanischen Botschafter in London Page wird veröffent- 
licht über die Rechtsgültigkeit der Bestimmungen der englischen 
Ordre in Coneil vom 11. März 1915 in bezug auf den Handel 
der Neutralen und Verhandlungen vor dem Prisengericht mit 
Bezug auf solche Fälle, wo amerikanische Interessen in Frage 
kommen. 
Botschafter Page an Sir Edward Grey. 16. Juli. 
Ich habe die Ehre, Sie zu benachrichtigen, daß ich von meiner Re- 
gierung Anweisung erhalten habe, Ihnen zur Vermeidung von Mißver- 
ständnissen die Haltung bekanntzugeben, die meine Regierung gegenüber 
Verhandlungen vor den Prisengengerichten in solchen Fällen einnimmt, wo 
amerikanische Interessen in Frage kommen. 
Die Regierung der Vereinigten Staaten wünscht mit Rücksicht auf 
die zwischen beiden Ländern schwebenden Differenzen hinsichtlich der An- 
wendbarkeit des Völkerrechts auf Verhandlungen vor dem Prisengericht der 
Regierung Seiner Majestät klarzumachen, daß, soweit Interessen amerika- 
nischer Bürger in Frage kommen, die Regierung der Vereinigten Staaten 
sich gezwungen sieht, auf den Rechten ihrer Bürger gemäß den bisher auf- 
gestellten Grundsätzen und den für den neutralen Handel in Kriegszeiten 
geltenden Regeln zu bestehen, und zwar ohne Einschränkung oder Begrenzung 
durch Orders in council oder andere örtliche Gesetzgebung der Großbritau- 
nischen Regierung. Ich bin angewiesen, hinzuzufügen, daß die Regierung 
der Vereinigten Staaten die Gültigkeit von Verhandlungen nicht anerkennen 
kann, soweit sie vor dem britischen Prisengericht unter Beschränkungen ge- 
führt worden sind, die die Rechte der amerikanischen Bürger irgendwie be- 
einträchtigen können. 
Botschafter Page an Sir Edward Grey. 17. Juli. 
Ich habe die Ehre, Sie zu benachrichtigen, daß ich von meiner Re- 
gierung Anweisung erhalten habe, Ihre Ansicht über folgenden Fall ein- 
zuholen, der von Wichtigkeit zu sein scheint. 
Die Aufmerksamkeit des Staatssekretärs ist darauf gelenkt worden, 
daß der amerikanische Dampfer „Neches“, von Rotterdam mit Stückgut nach 
einem Hafen der Vereinigten Staaten bestimmt, in den Downs angehalten 
und nach London gebracht worden ist, wo der Kapitän von den Königlichen
	        
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