Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Grebbrilannien. (September 18.—21.) 827 
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es sei denn im Rahmen einer allgemeinen Befriedigung Europas: denn es 
würde sich keinesfalls einer legitimen Wasfse gegen Demschland berauben. 
Grey habe nur ganz im allgemeinen bemerkt, daß, wenn eine Wieder- 
herstellung des allgemeinen Friedens eintrete, vielleicht die Fragen der 
Kriegführung zu Lande und zu Wasser neu in Erwagung gezogen werden 
müßten. 
Auf eine Anfrage erklärte Lord Cecil noch: Es sei richtig, daß ge- 
wisse Dokumente der deutschen und österreichisch--ungarischen Botschaften in 
Washington in den Besitz der britischen Regierung gekommen seien. Alle 
sollten veröffentlicht werden. 
Die Kreditvorlage wurde schließlich in erster Lesung angenommen. 
18. Sept. (Enfield.) Churchill sagt in einer Rede an die 
Munitionsarbeiter: 
Während der letzten vier Monate seien die Ereignisse für die Alliierten 
nicht so günstig gewesen, wie hätte erwartet werden können. Sie gewannen 
zwar in Frankreich und Flandern Boden, aber die Linien des Feindes 
seien nicht durchbrochen. Auch an den Dardanellen gewann man unschätz- 
bares Gelände, erzielte aber noch keine Entscheidung. Churchill fuhr fort: 
„Wir suchten und wünschten diesen Kampf nicht. Wenn schließlich die Frei- 
beit Englands und Europas unangetastet aus diesem Rrieg hervorgehen 
sollte, wird es von dem unglücklichen, aber glorreichen Geschlechte heißen: 
sie wichen nicht, sie haben die Freiheit der Welt beschirmt.“ 
20. Sept. Die englische Regierung veröffentlicht in Form eines 
Weißbuches die österreichischen und ungarischen Dokumente, die im 
Besitz des auf der Fahrt von New-York nach Rotterdam in Eng- 
land aufgehaltenen und durchsuchten amerikanischen Kriegskorre- 
spondenten Archibald gefunden wurden. 
(Vagl. „Deutsches Reich“ 10. Dez., „Oesterreich--Ungarn“ 10. Sept. und 
„Vereinigte Staaten“.) 
21. Sept. (Unterhaus.) Mac Kenna legt das Budget für 
das Finanzjahr 1916 17 vor. Zur Deckung eines Teils des Aus- 
falles ist eine Erhöhung der Einkommensteuer um 40% und eine 
Kriegsgewinnsteuer von 50% vorgesehen. Die Höhe der Staatsschuld 
ist am 31. März 1916 auf 2200 Millionen Pfund angenommen. 
Schatzkanzler Mac Kenna begründet das Budget für das laufende 
Finanzjahr bis zum 31. März 1916. Er schätzt die Ausgaben des Staats- 
haushaltes einschließlich der Vorschüsse von 123 Millionen Pfund Sterling 
an die Alliierten und Kolonien auf 1590 Millionen Pfund Sterling, die 
bis zur Höhe von 350 Millionen Pfund Sterling durch alte und die jetzt 
einzuführenden neuen Steuern und Importzölle, sowie andere Abgaben ge- 
deckt werden, so daß sich am Schlusse des Jahres (31. März 1916) ein 
Defzit von 1285 Millionen Pfund Sterling herausstellt, welches zusammen 
mit dem Ausfall des letzten Jahres und den Lasten vor dem Kriege eine 
Staatsschuld von 2200 Millionen Pfund Sterling ausmacht. Diesem Debet- 
vosten der Nation steht eine Reichseinnahme von schätzungsweise 387 Millionen 
Pfund Sterling gegenüber. England hat dadurch seine Schulden verdreifacht 
und die aufzubringenden Steuern verdoppelt. 
Mac Kenna führt in seiner Rede aus, daß die neue Steuervorlagen 
außer dem Hauptziel der Einnahmen für den Staat noch weitere Zwecke
	        
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