Ersßbritannien. (Oktober 21.) 843.
englischen Kriegsgefangenen in Deutschland habe sich im Monat
September auf ungefähr 25000 Mann belaufen.
Lloyd George teilt mit, daß die Zahl der unter Staatskontrolle
befindlichen Munitionsfabriken auf 1002 gestiegen sei. Er gibt auch
bekannt, daß Premierminister Asquith am Dienstag wieder im Hause an-
wesend sein werde.
Bryce fragt, ob bei Luftangriffen künftig alle Lichter der Themse-
brücken ausgelöscht werden und der Tramdienst entlang der Themseufer
entweder eingestellt oder die Lichter der Wagen gelöscht werden würden. Der
uUnterstaatssekretär Brace antwortet, die geltenden Vorschriften seien auf Ver-
anlassung der Admiralität erlassen worden. Sie würden abgeändert werden,
wenn neue Erfahrungen eine Verbesserung möglich machten. Er sagt ferner,
daß die Vorschriften über das Herablassen der Fenstervorhänge der Eisen-
bahnwagen verschärft werden sollen. Bryce fragt weiter, ob die im Dienst
befindlichen Flugzeuge, deren Aufgabe die Beschirmung Londons war, am
13. Oktober abends 6 Uhr kurz vor dem Luftangriff außer Dienst gestellt
worden seien und ob andere Flugzeuge den Befehl erhalten hätten, ihre
Stelle einzunehmen, ferner ob bei der Ankunft der Zeppeline Flugzeuge
sich auf der Wacht befunden hätten und wie viele es gewesen seien. Ten-
nant lehnt die Beantwortung der Frage ab, die an die Admiralität ge-
richtet werden müsse. Die unter militärischem Befehl stehenden Flugzeuge
seien am 13. Oktober 6 Uhr abends nicht vom Dienst entlassen worden.
Als die Zeppeline über England waren, seien fünf Militärflugzeuge auf-
gestiegen, drei von ihnen gleichzeitig. Bryce fragt, wie viele Zeppeline.
über London gewesen seien. Tennant antwortete: Ich glaube drei.
In der Beantwortung der Frage, ob das Kabinett Repressalien gegen
die Luftangriffe plane, antwortet Parlamentsuntersekretär Tennant, die Frage
der Repressalien bilde den Gegenstand von Beratungen. Das kgl. Fliegerkorps
sei eine militärische Einrichtung und werde zu militärischen Unternehmungen
verwendet. Die verabscheuungswürdigen Angriffe des Feindes auf unver-
teidigte Städte und wehrlose Bürger sollten nicht dazu führen, die Tätig-
keit dieser Waffe von den eigentlichen militärischen Pflichten abzulenken.
21. Okt. (Unterhaus.) Debatte über die Abwehrmaßregeln
gegenüber den deutschen Luftschiffen und über die deutsche Denk-
schrift über die Kriegführung in Afrika.') Erklärung Carsons über
seinen Rücktritt.
Bryce fragt, ob während des deutschen Luftangriffs vom 13. Okt.
nur drei britische Flugzeuge sich auf der Wacht befanden und ob die Be-
hörden drei Flugzeuge als eine entsprechende Verteidigung gegen ebenso-
viele oder mehrere Luftschiffe erachten würden.
Balfour erwidert, die Verwendung der Flugzeuge zu nächtlicher
Verteidigung sei eine schwierige Frage. Die Behörden hielten überhaupt
die Verteidigung durch Fluzzeuge bei Nacht unzureichend. Die Wetter-
verhältnisse hätten verhindert, daß am 13. Okt. eine größere Zahl Flug-
zeuge aufgestiegen sei. Craik fragt, ob es möglich sei, von der Front
zurückgekehrte verwundete, aber dienstfähige Artillerieoffiziere bei den Ab-
wehrgeschützen zu verwenden oder ob die Abwehrgeschütze nur speziellen
Truppen anvertraut wären, von welchen viele weniger artilleristische Er-
sahrung besäßen. Balfour sagt zu, die Anregung in Erwägung zu ziehen,
v *) Diese, in der „Nordd. Allg. Ztg.“ vom 25. März 1915 veröffent-
lichte Denkschrift ist abgedruckt in der Beck'schen „Chronik des Deutschen
Krieges“ Bd. IV S. 239.