Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Greßbritaunien. (November 1.2.) 849 
ob die Güter von einem neutralen Hafen nach einem anderen gehen, wenn 
ihre Endbestimmung Feindesland ist. 
Bonar Law antwortet auf eine Frage, es sei möglich, daß beträcht- 
liche deutsche schwarze Schutztruppen in der Nähe des Kilimandscharo die 
britische Grenze überschritten hätten, aber der Feind sei nicht mit einer 
nennenswerten Streitmacht tiefer in das britische Gebiet eingedrungen. Ein 
englisches Schiff habe ein deutsches Schiff in der Masabai versenkt, das 
vermutlich Waffen und Munition für die deutschen Truppen geführt habe. 
Balfour antwortet auf eine Frage, daß die Verteidigung von London 
durch Geschütze und Flugzeuge ein Gegenstand großer Sorge sei und be- 
ständig verbessert werde. Auf eine weitere Frage führt Balfour aus, die 
Regierung beabsichtige, London ebenso gut gegen Luftangriffe zu ver- 
teidigen, wie Paris verteidigt werde, er glaube aber nicht, daß die Luft- 
schiffe Paris leichter erreichen könnten als London. Admiral Steott sei 
für die artilleristische Verteidigung von London verantwortlich, die Ad- 
miralität und das Kriegsamt für den maritimen und den militärischen Flug- 
zeugdienst. Die Admiralität sei für die ersten Nachrichten über das Heran- 
nahen von Zeppelinen auf Beobachtungen an der RKüste oder auf See 
angewiesen. Balfour beruft sich auf die vor einiger Zeit von Sir John 
Simon vorgebrachten Gründe gegen eine vorherige Warnung des Publikums. 
Auf eine Frage von Outhwaite lehnt es Sir John Simon ab, 
das Publikum vorher zu warnen. Outhwaite fragt, ob Simon nicht bekannt 
sei, daß sich gestern Abgeordnete aus dem Unterhause in wilder Flucht ent- 
fernt hätten, weil sie von einem Zeppelinangriff hörten. 
Lloyd George sagt, Premierminister Asquith werde die große Zahl 
der an ihn gerichteten Fragen in seiner Rede am Dienstag beantworten; 
eine Debatte werde sich daran schließen, da das Haus sie zu wünschen scheine. 
1. Nov. Der König, von seinem Unfall wiederhergestellt, trifft 
in London ein und erläßt einen Tagesbefehl, in dem er der an der 
Front kämpfenden Armee warmes Lob spendet und u. a. sagt: 
Im Verein mit unsern edlen Verbündeten haben Sie die nieder- 
ächtige, so lange und so heimtückisch vorbereitete Verschwörung gegen 
Europas Freiheit und Recht zuschanden gemacht. 
Das zu erreichen ist nur unter schweren Opfern möglich gewesen. 
Aber Ihre Landsleute, die mit Bewunderung und Liebe Ihren Feldzug 
verfolgen, werden, davon bin ich überzeugt, keine Anstrengung scheuen, um 
Ihre Reihen aufzufüllen und Ihnen alles Erforderliche zu verschaffen. 
Es tut mir aufrichtig leid, daß der Unfall, der mir zugestoßen ist, 
mich daran verhindert, alle die Truppen zu sehen, die ich besuchen wollte; 
doch während meines kurzen Aufenthaltes habe ich genug gesehen, um von 
Bewunderung erfüllt zu werden für Ihr geduldiges, tapferes Aushalten. 
während des Leebens in den Schützengräben, eines Lebens, das nur wechselt 
zwischen trüber Eintönigkeit und schrecklichem Tumult. Es ist die verbissene 
Entschlossenheit, die in allen Reihen herrscht, die Sie zum Siege führen 
wird. Halten Sie das Ziel fest im Auge und bedenken Sie, daß es das 
letzte Stück ist, das den Sieg bringt. Georg, k. I." 
1. Nov. (Unterhaus.) Die Steuer von Kriegsgewinnen wird 
mit der Maßgabe der Rückwirkung seit Kriegsausbruch beschlossen. 
2. Nov. (Unterhaus.) Premierminister Asquith hält seine 
längst erwartete große Rede über die Kriegslage. Wichtige Er- 
klärungen über die Dienstpflicht. Carsons Kritik der Regierung. 
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