Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

862 Großbritannien. (November 11.) 
ausgaben vom 1. April bis 6. November haben nahezu 743100000 Pfund 
betragen. Die täglichen Kriegskosten haben zwischen dem 12. Sev- 
tember und 6. November 4350000 Pfund betragen gegen 2700000 Pfund 
im ersten Teile des Kriegsjahres. Der Minister erwartet nicht, daß die 
Kriegskosten 5 Millionen Pfund pro Tag übersteigen werden. Es würden 
jetzt Maßregeln getroffen, eine zweckmäßigere Zusammenarbeit der Krieg- 
führung zwischen den Verbündeten herbeizuführen, und zwar durch Verstär- 
kung des englischen Generalstabs und ein innigeres, weniger unregelmäßiges, 
sondern normales und geregeltes Zusammenarbeiten zwischen militärischen 
und maritimen Sachverständigen aller verbündeten Mächte. Es würden 
auch Schritte getan, ein engeres Zusammenarbeiten zwischen den englischen 
und französischen Militärabteilungen herbeizuführen, gleichzeitig, um den 
dringenden Wunsch beider Länder nach innigerem Aneinanderschluß und 
Gedankenaustausch entgegenzukommen. Asquith wünscht wie Briand, daß 
binnen kurzer Zeit eine Körperschaft im Geiste eines gemeinschaftlichen 
Kriegsrates entstehe, in dem französische und englische Minister säßen, die 
nach Raterteilung durch die verbündeten Generalstäbe die gemeinschaftlichen 
militärischen und maritimen Operationen führen und kontrollieren sollen. 
Der Minister wünscht keinerlei Grenzen für die Art dieser Zusammen- 
arbeit anzugeben, und es würde ihn sehr freuen, wenn sich Italien und 
Rußland dem gleichen Bestreben anschlössen. Er teilt noch mit, die Kriegs- 
kommission des Kabinetts werde während der zeitweiligen Abwesenbeit 
Lord Kitcheners aus fünf Mitgliedern bestehen, nämlich aus Asquith, Bal- 
sour, Lloyd George, Bonar Law und Mac Kenna. 
An Asquiths Rede schließt sich eine scharfe Kritik der militärischen 
und politischen Sünden der Regierung an. 
Abg. Sir Henry Craig fragt, was zugunsten Serbiens getan worden 
sei. Die Abg. Roch und Wedgewood tadeln scharf das Dardanellen- 
unternehmen. Der letztere macht im Verlauf seiner Rede darauf auf- 
merksam, daß keiner von den 22 Ministern anwesend ist, was große Ent- 
rüstung erregt und das Haus veranlaßt sich auf morgen zu vertagen. 
Am 11. spricht Asquith sein Bedauern aus über den Vorfall. Als- 
dann spricht Johnson Hicks (Unionist) über das Luftwesen und fordert, 
daß die großen, neuen deutschen Aeroplane auch in England eingeführt 
würden. Im Flottenfliegerkorps herrsche große Unzufriedenheit, weil Bal- 
fo4 cr einen im Flugwesen unerfahrenen Admiral an die Spitze des Flug- 
dienstes gestellt habe. Der Redner fragt: Weshalb bauten wir keine Luft- 
schisse? Weshalb ist der Bau der englischen Zeppeline im Januar ein- 
gestellt und erst acht Monate später wieder ausgenommen worden? Die 
Regierung hätte wenigstens ein großes Luftschiff bauen sollen, das die 
Ostküste bewachte. Jede Luftstation an der ganzen englischen Küste sollte 
reichlich mit erstklassigen Flugzeugen versehen sein. Wer die Geschütze ge- 
sehen hat, die die Londoner in den Glauben einlullten, daß sie artilleristisch 
verteidigt seien, wundert sich nicht, daß sie die Zeppeline in einer Höhe 
von 15000 Fuß nicht treffen konnten. Der Redner fordert eine energische 
Verteidigung der Reichshauptstadt, sowie den Schutz der Öst- 
küste durch schwere Motorgeschütze und eine großzügige Offensive, um die 
deutschen Luftschiffhallen zu zerstören. 
Lynch (Nationalist) sagt: England gewänne den Krieg nicht wegen 
der Unfähigkeit der Obersten Heeresleitung. Kitcheners Ruf sei wesentlich 
von den Zeitungen gemacht worden. Er habe vom ersten Augenblick an, 
als er die diktatorische Macht übernahm, seine Unfähigkeit bewiesen. Kit- 
cheners größter Fehler sei die Behandlung der Munitionsfrage gewesen: 
er habe Monate gebraucht, um die elementare Wahrheit zu entdecken, daß
	        
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