Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Ersbrilanmien. (Dezember 21.) 887 
Beratung bis zur Wiederversammlung des Parlaments. Der Antrag wird 
angenommen. 
21. Dez. (Oberhaus.) Die Vorlage betr. Ankauf amerika- 
nischer und kanadischer Wertpapiere wird in zweiter und dritter 
Lesung angenommen. 
Lord Courtney bezeichnet die Vorlage als einen unzulänglichen Ver- 
such, die Kriegskosten zu decken, und befürwortet die Erhöhung der Ein- 
kommensteuer. Lord Aldvyn erklärt dies für unmöglich, fordert aber eine 
höhere Besteuerung der Arbeiter, deren Einkommen ungewöhnlich hoch sei. 
21. Dez. (Unterhaus.) Asquith bringt den Antrag ein, die 
Regierung zu ermächtigen, das Heer um eine Million Mann 
zu vermehren. 
Zur Begründung führt Asquith aus: Am 5. August 1914 willigte 
das Haus in die Aufstellung von 500000 Mann, am 9. November 1914 
bewilligte es weitere 500000 Mann, am 12. November 1914 nochmals 
1 Million Mann, was im ganzen 2 Millionen ausmacht. Für das laufende 
Finanzjahr 1915 16 wurde die Zahl auf 3 Millionen erhöht, und jetzt 
schlage ich vor, die Regierung zur Aufstellung von noch 1 Million Mann 
zu ermächtigen. Auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen haben wir mit 
Einschluß der Truppen aus unseren überseeischen Gebieten jetzt über 1½ Mil- 
lionen Mann an Kämpfern. Die Verluste sind sehr hoch gewesen, aber ein 
beträchtlicher Prozentsatz der Verwundeten ist glücklicherweise wieder dienst- 
fähig geworden. Die Rekrutierung dient in erster Linie der Auffüllung. 
Unser Hauptziel muß sein, die tatsächliche Stärke möglichst der Sollstärke 
gleichzuhalten. 
Asquith sagt weiter, er könne über das Ergebnis der Werbekampagne 
Lord Derbys noch nichts mitteilen. Die Zahl der Rekruten sei aber ein 
glänzender Beweis von Vaterlandsliebe und Selbstaufopferung. In einigen 
Teilen des Landes hätten sich die unverheirateten jungen Männer nicht in 
genügender Zahl angemeldet, weshalb er sein am 2. November gegebenes 
Versprechen wiederhole, daß die Verheirateten nicht eher einberufen werden 
würden, als bis man mit Zustimmung des Parlaments die unverheirateten 
sungen Leute zwang, Dienst zu nehmen. 
Der Premierminister teilt bei dieser Gelegenheit ferner mit, daß nur 
eine geringe Menge von Vorräten und sechs Kanonen an der Suvlabai 
zurückgelassen wurden, und daß vor dem Abzuge der Truppen alles ver- 
nichtet worden sei. Der Rückzug von der Suvlabai bedeute nicht ähnliche 
Bewegungen bei Kap Helles, wo die Engländer den Eingang der Meerenge 
nach wie vor beherrschen. Endlich teilt Asquith noch mit, daß Sir William 
Robertson, bisher Chef des Stabes in Frankreich, an Stelle Sir Archibald 
Murrays, der ein wichtiges Kommando erhielt, Chef des britischen Stabes 
wurde. Die kürzlich in Paris abgehaltene militärische Konferenz habe zu 
einigen wichtigen Beschlüssen geführt. Die Verbündeten erhofften von diesen 
Konferenzen eine engere Zusammenarbeit und eine kräftigere Durchführung 
ihrer Pläne. Die Verbündeten seien entschlossen, den Krieg zu gewinnen. 
Sie wollten von einem Sonderfrieden nichts wissen. Der Krieg nehme einen 
für sie immer günstigeren Verlauf. 
Hierauf erklärt Redmond, das Haus habe mit großer Genugtuung 
gehört, wie günstig die Dinge an den Dardanellen sich abgewickelt hätten, 
und daß die Tapferen, die dort so viele Beweise von Heldenmut gegeben 
hätten, ihren Rückzug so erfolgreich bewerkstelligt hätten. Asquith' Aus-
	        
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