888 Ersßbritamien. (Dezember 22.)
führungen über die Rekrutierung hätten ihn enttäuscht, da sie nichts über
Beibehaltung oder Aufgabe des Freiwilligensystems enthielten. Aus den
Ergebnissen von Derbys Werbekampagne sei zu ersehen, wie fest entschlossen
fast die ganze Bevölkerung Großbritanniens sei. Der moralische Erfolg
werde in der ganzen Welt sehr bedeutend sein. Er werde keiner Maßregel
Widerstand entgegensetzen, durch die der Krieg einem günstigen Ausgange
zugeführt werden könne, und die Auffassung des irischen Volkes sei dieselbe.
Er sei aber nicht überzeugt, daß die Wehrpflicht notwendig geworden sei.
Die nationalistische Partei sei unter den gegenwärtigen Verhältnissen gegen
jede Form von Dienstpflicht.
Holt (I.) fragt, ob die Regierung versucht habe, mehr als die be-
wiligen drei Millionen Mann auszuheben. Asquith erklärt, das Gesetz
sei in keiner Weise verletzt worden. Holt, der Reeder in Liverpool ist, er-
widert, viele glauben, daß das Gesetz verletzt worden sei. Asquith habe
dem Hause keine wirkliche Begründung zur Heeresvermehrung gegeben. Der
Arbeitermangel auf den Schiffsreeden und bei den Eisenbahnen werde
immer größer. Die Hauptaufgabe Englands sei, nicht Soldaten zu stellen,
sondern die Verbündeten finanziell und mit Munition zu versehen. Redner
widerspricht der Heeresvermehrung, welche den festen Aufbau der Nation
und ihre Fähigkeit, den Krieg zu gewinnen, gefährde.
Carson bekämpft Holt und sagt, die Regierung behandle die Industrie
eher zu schonend. Er habe an der Regierungsforderung nur auszusetzen,
daß sie zu spät komme. Der einzige Weg, den Krieg zu gewinnen, sei, die
deutsche Front zu durchbrechen und die Deutschen über den Rhein zurück-
zutreiben. Dann hält Carson eine erbitterte Rede über Gallipoli, worin er
sagt, man habe die Räumung der britischen Stellungen gemeldet, als ob das
eine Art Sieg gewesen wäre. Warum habe man dann die Soldaten monate-
lang in dieser Hölle gelassen, in der Tausende erkrankten, während man
damit beschäftigt war, einen Beschluß zu fassen! In der Nachtsitzung, die
bis 5½ Uhr früh dauert, spricht Dalziel über die Unfähigkeit hoher
Militärstellen. Er fragt, ob diesen Stümpern eine neue Million Soldaten
anvertraut werden solle. In der Schlacht bei Loos habe die Armee infolge
der Fehler des Generalstabes 80000 Mann verloren. Booth erklärt, leb-
haft zu bedauern, daß er dem Parlament angehört habe, als der grobe
Treubruch an Serbien geschah.
22. Dez. Weitere Anderungen in den Truppenkommandos.
An Stelle des zum Oberkommandierenden der britischen Truppen in
Flandern und Frankreich ernannten Generals Sir Douglas Haig erhielt
General Sir Charles Monro das Kommando der ersten Armee; General-
leutnant Sir Archibald Murray, der bisherige Chef des Reichsgeneral-
stabs, folgt ihm im Kommando der zweiten Armee; Chef des Reichsgeneral-
stabs wird Sir William Robertson, bisher Generalsstabschef in Frank-
reich; Generalmajor L. Kippil wird Generalstabschef bei Sir Douglas Haig.
22. Dez. Die indischen Truppen werden aus Frankreich zurück-
gezogen.
Der Prinz von Wales nimmt eine Parade über das indische Armee-
korps ab und übermittelt ihm folgenden Tagesbefehl des Königs:
Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften des Indischen Armeekorps!
Vor mehr als einem Jahre habe ich Euch aus Indien hergerufen,
damit Ihr für die Sicherheit meines Reichs und die Ehre meines ver-
pfändeten Wortes auf den Schlachtfeldern Belgiens und Frankreichs kämpftet.
Das Vertrauen, das ich damals in Euer Pflichtgefühl, Euren Mut und