Ersfbritannien. (Jannar 7./10.) 721
lichen und südöstlichen Kriegsschauplatz: In Mesopotamien setzte das
indische Expeditionskorps den Vormarsch nach Norden fort, griff den Feind
bei Korna an, besiegte die Türken und brachte ihnen schwere Verluste bei.
Der vielbesprochene Vormarsch der Türken nach Aegypten hat bisher
nicht stallgefunden. Kleine Abteilungen türkischer Truppen unter deutschen
Offzieren wurden von englischen Flugzeugen auf dem Marsch durch das
Land östlich des Suezkanals beobachtet. Es sind jedoch keine größeren Heeres-
lörper erschienen, und es hat auch kein nennenswertles Gefecht mit den den
Kanal bewachenden Truppen stattgefunden. In Ostafrika mißglückte der
Angriff auf die deutsche Stellung bei Tanga. Wir beseßten jedoch gewisse
Punkte auf deutschem Gebiet. Die topographischen Schwierigkeiten bilden
vorläufig ein Hindernis für den weiteren Vormarsch. In Ramerun rückte
ein gemischtes Korps unter General Dobell vor und besetzte einige wichtige
Stellungen. Bei dem deutschen Angriff auf die englische Ostküste
erwiderte die Küstenbatterie in Hartlepool das Feuer der deutschen RKriegs-
schiffe, ohne gegen die überlegenen Geschütze der deutschen Kreuzer viel aus-
richten zu können. Durch den mutwilligen Angriff auf die unverteidigten
Budeorte wurde kein militärischer Vorteil erzielt.
Die Rekrutierung verläuft normal. Der vorauszusehende Rückgang
in der Weihnachtswoche wurde durch die nachherige Steigerung fast wett
gemacht. Ueber 218000 Mann, die bereit sind zu dienen, haben sich in die
ausgelegten Listen eingezeichnet. Während der ersten Abschnitte des Krieges
gab der Mangel an Offizieren zu Besorgnissen Anlaß. Wir vermochten
ledoch, die Offiziercadres des Erpeditionskorps zu ergänzen, und verfügen
setzt über eine beträchtliche Anzahl Reserven. Seit Ausbruch des Krieges
wurden 29 100 Offiziere in die Armee eingereiht.
Lord Curzon wünscht, daß die Erklärung Lord Kitcheners doppelt
so lang und doppelt so ausführlich gewesen wäre. Er sagt: Lord Kilchener
war mit seinen Mitteilungen sehr sparsam, namentlich über die Vorgänge
in Afrika und im Persischen Golfe hätte mehr gesagt werden können. Vor
kurzem hörten wir, daß der deutsche Kreuzer „Königsberg“ in einer Fluß-
mündung der ostafrikanischen Küste eingeschlossen sei. Seitdem haben wir
nichts mehr über das Schicksal'des Schiffes und seiner Besatzung erfahren.
Mir wissen nicht, ob die Operationen in Ostafrika und in Kamerun vom
Kriegsamt oder vom Rolonialamt geleitet werden. Obwohl die Deutschen
auf dem Kontinent ihr Rriegsziel nicht erreichten, sind sie doch im Besitze
sast ganz Belgiens und eines großen Teiles von Frankreich. Es ist gegen-
wärtig kein Anzeichen dafür vorhanden, daß ihre Mittel erschöpft sind.
Die kolossalen deutschen Streitkräfte besitzen einen Mut, der dem der eng-
lischen Soldaten gleichkommt. Dieser uns unerklärliche Mut wird durch
den Haß gegen uns gestärkt, dessen wir mit unserem phlegmatischeren
Temperamente unfähig sind. Der RKrieg dürfte durch Zahlen entschieden
werden. Die Erklärungen Lord nitcheners über die Rekrutierung haben
einigermaßen enttäuscht. Die Gesamtzahl der nötigen Soldaten dürfte weit
über zwei Millionen ausmachen. Es fragt sich, ob es möglich sein wird,
diese Zahl aufzutreiben. Die Nation, von der man diese Opfer verlangt,
verdient genauere Auskünfte.
Lord Crewe antwortet: Der ostafrikanische Feldzug wird vom
Nriegsamt geführt. Die Anzahl der ausgebrachten Rekruten ist zufrieden-
stellend. Wir haben soviel Leute, wie wir im Augenblick ausbilden können.
Lord Portsmounth fragt, ob die Regierung beabsichtige, ein Gesetz
zu erlassen, durch das Naturalisierten, die in feindlichen Ländern ge-
boren seien und sich der englischen Nationalität unwürdig erwiesen hätten,
die Zertifikate entzogen werden könnten. Der Lordkanzler antwortet,
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