frankreich. (August 4.) 919
Dieser Wetteifer kann und muß nicht nur die volle Harmonie aller
politischen Gewalten, ohne die jede Unordnung zu befürchten wäre, sondern
auch die notwendige Zusammenarbeit jedes einzelnen guten Willens be-
günstigen. Die Schönheit des Volkes spiegelt sich hell in seiner Armee
wider. Die Armee, die die Nation aus ihrem eigenen Stoffe gebildet hat,
begriff sofort die Größe ihrer Rolle. Sie weiß, daß sie für die Wohlfahrt
unserer Rasse und die Ueberlieferung der Freiheiten kämpft. Sie weiß, daß
von dem Siege Frankreichs und seiner Verbündeten die Zukunft unserer
zivilisation und das Schicksal der Menschheit abhängig ist. In das be-
scheidene Herz unserer Soldaten und Matrosen drang mühelos ein lebhaftes
Gefühl für die große historische Pflicht ein. Jeder von ihnen geht völlig
in dem mütterlichen Frankreich auf. Diejenigen, die fallen, fürchten den
Tod nicht, denn durch ihren Tod lebt Frankreich, wird Frankreich ewig
leben. Aus diesen ständig der Gefahr ausgesetzten Offizieren und Soldaten
strahlt unaufhörlich Vertrauen und Hoffnung. In der Verblendung seines
Stolzes glaubte Deutschland, Frankreich sei leichtfertig, unpersönlich und
wetterwendisch, unfähig auszuharren.
In ihren Bemühungen werden unser Volk und unsere Armee weiterhin
diesem verleumderischen Urteil die Wahrheit ihrer ruhigen Kraft entgegen-
stellen. Sie werden sich weder durch die verlogenen Nachrichten, die im
Schatten schwache Seelen zu verängstigen suchen, noch die lärmenden
bazifistischen Kundgebungen feindlicher Manifeste, noch durch die süßsauren
verfiden Worte beunruhigen lassen, die verdächtige Agenten zuweilen ins
Ohr der Neutralen flüstern. Niemand in Frankreich erregt sich über den
naiven Rat zur Feigheit und über die vergeblichen Bemühungen zur
Demoralisation. Die Republik kann einzig einen Frieden annehmen, der
die Sicherheit Europas garantieren und uns gestatten wird, zu atmen, zu
leben und zu arbeiten, der unser zerstückeltes Vaterland wiederherstellen,
unsere Ruinen wieder aufbauen und uns wirksam gegen einen offensiven
Rückstoß der germanischen Ambitionen schützen wird. Die gegenwärtigen
Generationen sind die Buchhalter Frankreichs gegenüber unserer Nachkommen-
schaft. Sie werden das Depot nicht profanieren und schmälern lassen, das
unsere Vorfahren ihrer vorübergehenden Obhut anvertraut haben. Frank-
reich will siegen, Frankreich wird siegen!
4. Aug. Telegrammwechsel zwischen König Georg von England
und Poincaré (s. Großbritannien).
4. Aug. Der französische Benediktiner Dom G. Morin ver-
urteilt in einem Aufsatz in der „Theologischen Revue“ die Anklage-
schrift der französischen Katholiken „La guerre et le Catholicisme"“.
Der Wortlaut des Aufsatzes ist abgedruckt in der Beckschen Chronik
des Deutschen Krieges Bd.VII S. 217 ff.
4. Aug. Der Senat nimmt den Gesetzentwurf über die vier
direkten Steuern für 1916 und über die Erhöhung des Ausgaben-
betrages für die Staatsschatzscheine zur Landesverteidigung an.
Finanzminister Ribot erörtert die Finanzlage Frankreichs: Bis zum
31. Juli seien 6958 Millionen Franken Schatzscheine für die Landes-
verteidigung im Umlauf gewesen. Im Monat Juli allein seien 825 Mil-
lionen in Staatsschatzscheinen und 322 Millionen in Obligationen aus-
gegeben worden, so daß im Juli von einer Inanspruchnahme der Bank
von Frankreich abgesehen werden konnte. Die finanziellen Lasten Frank-