920 Erankreit. (August 5. - 12.)
reichs wüchsen ständig, und Munition und Waffen seien sehr teuer. Die
Regierung werde infolgedessen zweifellos zur Begebung einer langfristigen
Anleihe übergehen müssen. Das Land müsse noch große militärische und
finanzielle Anstrengungen machen, um zum Siege zu gelangen.
Zwischen der Regierung und dem Parlament wird eine Eini-
gung über die Parlamentskontrolle erzielt.
Die Delegier ten der Kammergruppen hatten gefordert, daß die
Ausschüsse einige ihrer Mitglieder in jeweils festzusetzendem Auftrage zur
Durchführung der Kontrolle delegieren sollten, und daß die Regierung den
Delegierten die Durchführung ihrer Mission auf jede Weise erleichtern solle.
Ueber jeden Auftrag solle ein schriftlicher Bericht erstattet werden. Die
Abschrift des Berichts werde dem Ministerium und dem zuständigen Minister
zugestellt werden, welche wiederum den Ausschüssen so schnell wie möglich
mitteilen sollen, welche Entschlüsse von der Regierung bezüglich der in den
Berichten niedergelegten Wünsche und Forderungen gefaßt wurden. Minister-
präsident Viviani erklärt in einem Brief an die Kammergruppen, die
Regierung nehme die Forderung unter der Bedingung an, daß bezüglich
der Durchführung der Missionen jeweils zuvor eine Verständigung zwischen
der Regierung und den Ausschüssen erfolge. Hiermit erklären sich die
Kammergruppen einverstanden.
5. Aug. Die Regierung veröffentlicht einen Protest gegen die
Inhaftsetzung französischer Bürger von Roubaix durch die deutsche
Militärverwaltung.
Näheres s. Beck'sche Chronik des Deutschen Krieges Bd. VII S. 247 f.
7. Aug. General Sarrail wird zum Oberbefehlshaber der
französischen Truppen an den Dardanellen an Stelle des schwer-
verwundeten Generals Gouraud ernannt.
7. Aug. (Kammer.) Annahme der Regierungsvorlage über
den Ankauf und Verkauf von Mehl und Getreide zur Versorgung
der Zivilbevölkerung.
Gleichzeitig wird ein Zusatzantrag des Sozialisten Long angenommen,
wonach künftig zur Brotherstellung nur bis zu 74 % ausgemahlenes Mehl
verwendet werden darf. Außerdem muß das Mehl bei der Brotherstellung
einen Zusatz von mindestens 5% Roggen-, Reis- oder Manicomehl enthalten.
11. Aug. Der Senat nimmt den Antrag Dalbiez mit An-
derungen an, die seine Rückverweisung an die Kammer notwendig
machen.
Nachdem er auch das Einfuhrverbot für deutsche und österreichische
Erzeugisse nach Frankreich angenommen hat, vertagt sich der Senat bis
zum 2. September.
12. Aug. Die Kammer stimmt der vom Senate bereits an-
genommenen Vorlage zu, wonach Deutsche (Elsaß-Lothringer aus-
genommen), Österreicher, Ungarn und Türken während der Kriegs-
dauer nicht für die Fremdenlegion angeworben werden dürfen
und während des Krieges bereits angeworbene Deutsche, OÖster-