Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einunddreißigster Jahrgang. 1915. Zweite Hälfte. (56b)

Frantreich. (Oktober 15.—26.) 933 
welche die Regierung ergreife, seien von dem Interesse des Landes ein- 
gegeben. 
15. Okt. Die Kammer genehmigt das bereits vom Senat an- 
genommene Gesetz betr. die Nachtragskredite für den Ankauf von 
Mehl und Getreide für die Verproviantierung der Zivilbevölkerung. 
Der Handelsminister teilt dabei mit, die Zölle für ausländisches 
Getreide würden nach erfolgter Promulgierung des zur Diskussion stehenden 
Gesetzes unverzüglich wiederhergestellt werden, da das darin vorgesehene 
Requisitionsrecht als Korrektiv dienen könne. Im Verlauf der Debatte be- 
klagt sich der Sozialist Laffont über die Ausfuhr von Getreide aus Frank- 
reich nach der Schweiz, die beträchtlich zugenommen habe, und von der 
der Redner nicht wisse, ob sie auch wirklich nur der Schweiz zugute komme. 
Der Handelsminister erwidert, daß nach der Schweiz kein französisches 
Getreide abgehe, sondern nur Getreide im Transitverkehr, und zwar im 
Verhältnis zu den Bedürfnissen der Schweizer Bevölkerung. 
16. Okt. Die „Agence Havas"“ meldet: Da Bulgarien an der 
Seite des Feindes gegen einen der Verbündeten Frankreichs den 
Krieg begonnen hat, stellt die Regierung der Republik fest, daß 
vom 16. Oktober 6 Uhr morgens ab durch das Verschulden Bul- 
gariens der Kriegszustand zwischen Bulgarien und Frankreich besteht. 
16. Okt. Der Handelsminister läßt der Handelskommission der 
Kammer mitteilen, daß zwischen Frankreich und den Verbündeten 
eine Ubereinkunft über ein Verbot des Handels mit den Feinden 
zustandegekommen sei. 
17. Okt. Das Moratorium wird bis 31. Dezember verlängert. 
22. Okt. (Kammer.) Auf Antrag von 300 Deputierten wird 
beschlossen, daß alle zum Heeresdienst eingezogenen Familien- 
väter mit mehr als vier Kindern (soweit sie Witwer sind, mit 
mindestens drei Kindern) nach Möglichkeit für Etappendienste in 
der inneren Zone verwendet werden sollten. 
25.26. Okt. Präsident Poincaré begibt sich in Begleitung 
des Kriegsministers Millerand an die Front, wo er mit König 
Georg von England und dem Prinzen von Wales zusammentrifft. 
General Joffre richtete folgenden Tagesbefehl an die Truppen: Der 
Oberbefehlshaber ist glücklich, den Armeen einen Tagesbefehl zu über- 
mitteln, den Se. Majestät der König von England am Ende seines 
Besuches an der französischen Front an sie zu richten geruhte: „Soldaten 
Frankreichs! Ich bin glücklich, daß ich den Wunsch, der mir seit langem 
am Herzen lag, verwirklichen und euch meine tiefe Bewunderung für eure 
Heldentaten, für euren Schwung und eure Zähigkeit, jene wunderbaren 
militärischen Tugenden aussprechen konnte, die das stolze Erbteil des 
französischen Heeres sind. Unter der glänzenden Führung eures hervor- 
ragenden Oberbefehlshabers und seiner ausgezeichneten Mitarbeiter, Offiziere, 
Unteroffiziere und Soldaten machtet ihr euch um euer teures Vaterland 
wohl verdient, das euch für eure tapferen Bemühungen zu seiner Erhaltung
	        
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