728 Großbritansien. (Jannar 20.—27.)
derartige Zurückhaltung veranlaßt haben, darzulegen. Sie würde willig
einem Abkommen beitreten, durch das Irrtümer vermieden werden könnten
und durch das schnelle Abhilfe gesichert würde, wenn den neutralen Be-
sitzern eines Schiffes oder einer Ladung unrecht geschehen ist. Denn sic
wünscht dringend sowohl im Interesse der Vereinigten Staaten wie anderer
neutraler Länder, daß Englands Vorgehen nicht die normale Einfuhr und
nicht den Verbrauch aus den Vereinigten Staaten kommender Waren durch
neutrale Länder schädigt.
Ich habe usw. (gez.) E. Grey.
20. Jan. Die englische Ostküste, insbesondere die Grasschaft
Norfolk, wird von deutschen Luftkreuzern angegriffen.
2t. Jan. Uber das Seegefecht von Helgoland gibt die
englische Admiralität einen im Widerspruch zu dem deutschen stehen-
den Bericht aus; die englische Flotte hatte darnach keine Verluste.
Näheres s. Beck'sche Chronik des Deutschen Krieges Bd. 1I1 S. 63 ff.
24. Jan. In einer Unterredung mit einem Korrespondenten
der amerikanischen Wochenschrift „The Saturday Evening Post“
sagt Lord KRitchener über die Dauer des Krieges:
Paris möge genommen werden, der Krieg würde noch andauern.
England möge vom Feinde betreten werden — obwohl ich glaube, er hat
noch keine fertigen Pläne hierfür — der Krieg würde noch andauern.
Deutschland möge die andere Seite des Kanals nehmen und halten, wie
es schon Antwerpen genommen hat, der Krieg würde noch andauern.
Belgien möge vorläusig eine genommene Provinz werden — der Krieg
würde noch andauern. Dieser Krieg wird andauern, bis Deutschland be-
siegt worden ist. Es gibt keine andere Möglichkeit. „Lord Kitchener“, sagte
ich, „wie lang wird nach Ihrer Meinung der Krieg dauern?" Nicht weniger
als 3 Jahre, antwortete er. Er wird erst enden, wenn Deutschland völlig
besiegt ist. Daß die Verbündeten siegen werden, ist sicher. Daß es uns
mindestens 3 Jahre kosten wird, zu gewinnen, halte ich für wahrscheinlich.
Es kann noch länger dauern. Es kann auch nicht so lange dauern.
27. Jan. Aus Anlaß der Unterredung des deutschen Reichs-
kanzlers mit einem Vertreter der „Associated Preß“ (s. Deutsches
Reich 27. Jannar) hat Sir Edward Grey die Erlaubnis zu folgenden
Mitteilungen erteilt:
Der deutsche Reichskanzler behauptete, England sei 1911 entschlossen
gewesen, ohne Zustimmung der belgischen Regierung Truppen nach Belgien
zu senden. Diese Behauptung ist durchaus falsch. Es hatten Besprechungen
zwischen belgischen und englischen Offizieren stattgefunden. Es ist jedoch
von beiden Seiten ausdrücklich festgestellt worden, daß sich der Gedanken-
austausch auf die Art bezog, in der England Hilfe bieten könnte, wenn
dies zur Verteidigung der belgischen Neutralität notwendig würde. Die
belgischen Randbemerkungen zu dem Bericht über die Besprechungen lassen
erkennen, daß die Engländer das belgische Gebiet nur dann betreten sollten,
wenn die Verletzung der Neutralität durch Deutschland schon stattgesunden
hätte. Wenn der deutsche Reichskanzler die Ursache wissen will, die ihn
zu diesen Besprechungen führte, so mag er sie in der ihm wohlbekannien
Tatsache finden, daß Deutschland damit beschäftigt war, ein ausgedehntes