Grebbrilannien. (Januar 31.—Februar 4.) 729
Netz von strategischen Bahnen vom Rhein nach der belgischen Grenze an-
zulegen, zu dem Ende, einen plötzlichen Angriff, wie den im August aus-
geführten, unternehmen zu können. Der Reichskanzler spricht mit dem
Berichterstatter von seinen jahrelangen Bemühungen um die Erzielung
einer Verständigung zwischen England und Deutschland, unterläßt jedoch,
zu erwähnen, daß Deutschland als Preis für diese Verständigung verlangte,
England solle die Neutralität bewahren. Es wäre dies keine Bürgschaft
für den Frieden gewesen, vielmehr würde Deutschland freie Hand gehabt
haben, den Frieden zu brechen. (Siehe die Erwiderung von Wolffs Telegr.
Büro „Deutsches Reich“ 28. Zan.)
31. Jan. Die Versenkung dreier englischer Schiffe in der Irischen
Sec durch das deutsche Unterseebot U 21 hat eine große Aufregung
in der englischen Presse zur Folge.
Siehe die englischen und neutralen Preßstimmen über dieses „Er-
eignis von größter Bedeutung"“ in der Beck schen „Chronik des
Deutschen Krieges“ Bd. III S. 129 ff.)
31. Jan. Ein Geheimbefehl der englischen Admiralität
fordert die englischen Handelsschiffe zur Hissung neutraler Flaggen
auf. Der Befehl hat folgenden Wortlaut:
Wegen des Auftretens deutscher Unterseeboote im englischen und
irischen Kanal sollen sofort alle englischen Handelsschisfe neutrale Flaggen
hissen und alle Abzeichen, die Reedereizeichen, ihre Namen usw. verdecken.
Hausflaggen sind nicht zu führen. Dieser Befehl ist geheim zu halten.
1. Febr. Ein vom 1. Februar datierter Brief des nunmehr in
München lebenden irischen Parteiführers und ehemaligen englischen
Generalkonsuls Sir Roger Casement an Grey, in dem er an
die über seine Pension stattgehabte Interpellation im englischen
Oberhause (s. oben S. 725) anknüpft. beschuldigt den englischen
Gesandten Findlay in Christiania, während seines Aufenthalts da-
selbst im November und Dezember 1914 im Auftrag der englischen
Regierung einen Anschlag gegen seine Freiheit und sein Leben unter-
nommen zu haben.
Der Brief wird nebst den dazu gehörigen Dokumenten, insbesondere
dem belastenden Brief Findlays an einen Norweger namens Adler Christensen,
dem für den Fall, daß es gelänge, durch von ihm gelieferte Nachrichten
Sir Roger Casement „mit oder ohne Gefährten“ gefangen zunehmen, die von
der britischen Regierung zu bezahlende Summe von 5000 Pfund Sterling
nebst persönlicher Straffreiheit und, wenn er es wünsche, lUeberfahrt nach
Amerika versprochen wird, von der „Nordd. Allg. Ztg.“ in extenso ver-
offentlicht und ist abgedruckt in der Beck'schen „Chronik des Deutschen
Krieges“ Bd. 1I1 S. 303 ff. Eine Antwort von Grey auf Casements Brief
ist nicht erfolgt. Siehe übrigens unter dem 1. März.
3. Febr. Das Unterhaus tritt zur Wiederaufnahme der
ordentlichen Session zusammen.
4. Febr. Ueber die Ankündigung des deutschen Admiralitäte-
stabes, der die Gewässer rings um Großbritannien als Kriegsgebiet