990 IStalien. (September 30.—Oktober 31.)
Serbien, Griechenland und Rumänien ernsthafte Bürgschaften und gerecht-
fertigte Entschädigungen für ihre Mitwirkung an den von ihnen über-
nehmenden Opfern geboten hätten. Sie hätten durch ihre neue Solidarität
nur gewinnen und so die Wiederherstellung des Friedens unter ihnen und
die Freiheit und Unabhängigkeit ihrer Völker sichern können. Barzilai be-
spricht sodann die Kriegshandlungen, welche durch den Tagesbefehl des
Königs an Heer und Flotte gekennzeichnet seien, und erinnert daran, daß
der Charakter des Kampfes zu Wasser und zu Lande mehr den Kagzen-
instinkten des Feindes als dem offenen und edelmütigen Charakter der
Italiener entspreche; zur See sei es der hinterlistige Kampf der Untersee-
boote, zu Lande der Kampf in den Schützengräben mit ihren Hinterhalten.
Die italienische Flotte erfülle eine große Aufgabe, indem sie den ganzen
Verkehr Oesterreich-Ungarns im Adriatischen Meer unterdrücke, wie Eng-
land den Deutschlands im Norden. Redner lobt in warmen Worten Führer
und Truppen, faßt nach huldigenden Worten an den König die Kriegs-
erfolge zusammen und zeichnet die erreichten Stellungen, wobei er der Hart-
näckigkeit und Ausdauer der Truppen Anerkennung zollt. Zum Schluß
betont Barzilai noch einmal, daß die Italiener nicht als Zuschauer, sondern
handelnd und mitwirkend am Kriege teilnehmen, und daß alle Parteien in
Zusammenarbeit und Vertrauen einig seien. Friedensschlüsse wie dieijenigen
von Villa Franca und Wien würden nicht wiederkommen. Die Solidarität
aller Italiener müsse sich zugunsten der Krieger und ihrer Familie äußern
und dem Staate die Mittel zur Durchführung seiner Aufgabe bis ans
Ende geben.
30. Sept. Vizeadmiral Camillo Corsi wird zum Marine-
minister ernannt.
9. Okt. Der „Messagero“" sucht das Fehlen der Italiener unter
den Landungstruppen von Saloniki, das in der Ententepresse zu
Erörterungen geführt hat, zu rechtfertigen.
Näheres s. Beck'sche Chronik des Deutschen Krieges Bd. IX S. 277 f.
19. Okt. Die Regierung erklärt den Kriegszustand gegenüber
Bulgarien.
21. Okt. Ein Königliches Dekret setzt eine Reihe neuer Steuern
für die Dauer des Krieges fest:
1. Für diejenigen, die keinen militärischen Dienst tun, 2. auf Ein-
kommen der Verwaltungsratsmitglieder von Aktiengesellschaften oder Kom-
manditgesellschaften, 3. Umgestaltung der Steuern und Gebühren für Stempel,
Akten, Quittungen, Wechsel, Schecks, Handelsbücher, Ausfertigungen, Hypothekar-
taxen, Taxen für Bewilligung für das Tragen von Revolvern, Taxen für die
von der Regierung erteilten Konzessionen, Taxen auf Kinobillette, 4. Um-
gestaltung der Katastergebühren, 5. Post- und Telegraphentaxen, insbesondere
für Telephonabonnements und postlagernde Sendungen im Innern des
Königreichs. Die Blätter schätzen das Ergebnis der neuen finanziellen Maß-
nahmen für das Jahr auf 60 Millionen Lire.
31. Okt. Erklärung der sozialistischen Kammerfraktion.
Die sozialistische Kammerfraktion in Rom nimmt eine Tages-
ordnung an, welche sich gegen jede Ausdehnung des italienischen
Kriegs mit imperialistischem Charakter auf neue Schauplätze ausspricht.
Sie beklagt die Beschränkung der bürgerlichen politischen Freiheit ohne