Scneiz. (Oktober 20.—November 14.) 1029
20. Okt. Der Bundesrat ernennt den Gesandten in Berlin,
de Claparede, zum außerordentlichen Gesandten in spezieller
Mission in Stockholm.
20. Okt. (Rapperswil.) Die hier tagende Strafrechtskommis-
sion spricht sich mit 16 gegen 6 Stimmen gegen die Aufnahme der
Todesstrafe in das eidgenössische Gesetzbuch aus.
5. Nov. Nochmalige Ausdehnung der Ausfuhrverbote.
Der Bundesrat dehnt auf den Antrag des Politischen Departements
die Ausfuhrverbote auf folgende Artikel aus:
Naturwein, Holzzement, Eisen, Platin, reines oder legiertes Silber,
reines oder legiertes Gold, Silber, Platin in Draht und Faden, Gewebe
aus Gold-, Silber= und Platinfäden, Gold= und Platinwaren mit Aus-
nahme von Uhren und Schmuckgegenständen, Goldsalze und Goldverbin-
dungen, Platinsalze und Platinverbindungen, Stickmaschinen, Fädelmaschinen,
Nickeloxyd, folgende Roh- und Zwischenprodukte zur Herstellung von Farb-
stoffen, Arzneiwaren, Artikel für Bleicherei, Pyrotechnik und für andere
technische Zwecke, soweit deren Ausfuhr nicht bereits verboten ist: 1. Super-
oxyde, Chlorate, Salze der Persäuren; 2. Nitrate; 3Z. Ammoniak und Ammon-
salze; 4. Acalium, Natriummetall B, Aetzkali und Aetznatron; 5. Alkali-
salze; 6. Kalziumsalze; 7. Säuren; 8. Komprimierte Gase; 9. Chromsäure,
Chrom- und Mangansalze; 10. Abfälle von Seifensiedereien und Färbereien,
Zinnasche, Zinnoxhyd und Zinnsoda; 11. Benzol- und Naphthalinderivate,
Firnisse, Lacke und Sikkative.
10. Nov. Beschlagnahme schweizerischer Wertsendungen durch
Frankreich.
Das Politische Departement erhebt bei der französischen Regierung
Vorstellungen wegen der Beschlagnahme der Sendungen Schweizer Banken
nach Frankreich und Amerika.
13. Nov. Der Voranschlag des Staatshaushaltes für 1916
schließt mit einem mutmaßlichen Defizit von 37140000 Franken ab.
Der Fehlbetrag hat gegenüber dem Vorjahre um 13720000 Franken
zugenommen. Die Zolleinnahmen sind um 4100000 herabgesetzt. Die Ver-
zinsung der stark erhöhten Mobilisationsschuld erfordert über 15 Millionen.
14. Nov. Sechshundertjahrfeier der Schlacht am Morgarten.
Auf dem Bankett zur Sechshundertjahrfeier der Schlacht am
Morgarten in Schwyz feiert Bundespräsident Motta den 15. No-
vember 1315 als den Tag, da der alte Bundesvertrag von 1291 mit Blut
gekittet wurde. Morgarten sei dem Rütli wenigstens ebenbürtig an Be-
deutung. Auf die Frage nach der heutigen Politik der Schweiz könne es
nur eine Antwort geben: Die Politik der Schweiz ist die Politik der wohl-
wollenden Neutralität gegenüber allen, aber zugleich der bewaffneten Neu-
tralität gegen alle. Die Verworrenheit der gegenwärtigen gewaltigen Er-
eignisse gebiete Ruhe und Zurückhaltung im Urteil. Das Gleichgewicht der
Eidgenossenschaft könne nicht in auseinandergehenden Sympathien gesucht
werden, die einander zum Gegengewicht dienen sollen. Pflicht des Schweizers
sei, nach Möglichkeit alles Trennende und Verletzende zu vermeiden, um
vielmehr alles zu pflegen, was Heil- und Bindemittel sein kann. So werde
die Schweiz in der Lage sein, heute allen gegenüber ihre Aufgabe der
Nächstenliebe zu erfüllen und morgen den jetzt in Krieg verwickelten Völkern