1068 Schweden. (Oktober 1.— Mitte November.)
1. Okt. Das Ministerium des Aeußern erhält von der Ge-
sandtschaft in Berlin die Mitteilung, daß die deutsche Regierung
ihr Bedauern über die Versenkung des Dampfers „Malmland“
ausgesprochen habe.
13. Okt. Die Regierung beauftragt ihren Gesandten in London,
gegen die Verletzung der Neutralität Schwedens durch ein englisches
Unterseeboot in der Ostsee Einspruch zu erheben.
31. Okt. Es wird bekannt gegeben, daß die schwedisch-eng-
lischen Verhandlungen nicht mehr ausgenommen werden sollen
(s. 12. August).
Die Verhandlungen scheiterten hauptsächlich an der Forderung Eng-
lands, daß es berechtigt sein solle, die schwedische Ausfuhr an den ein-
zelnen Zollämtern zu kontrollieren.
4. Nov. Die neuen englischen Bestimmungen über die Ver-
sorgung der Neutralen mit Bunkerkohle werden als englische Rancune
gegen Schweden aufgefaßt, weil England in den Verhandlungen mit
Schweden nicht seinen Willen durchsetzen konnte.
7. Nov. Die von der freisinnigen Partei in Stockholm
abgehaltene Generalversammlung spricht sich dahin aus, daß die
auf strenge Neutralität gerichtete äußere Politik der gegen-
wärtigen Regierung von der überwältigenden Mehrheit des Reichs-
tages und des schwedischen Volkes getragen werde.
Die Generalversammlung tritt für ein einträchtiges Zusammengehen
der skandinavischen Länder zur Wahrung der Neutralität ein. Die Werbe-
tätigkeit für den Anschluß Schwedens an eine der kämpfenden Mächte-
gruppen, die im Lande geführt worden sei, bezeichnet die Generalversamm-
lung als unverantwortlich und stellt weiterhin fest, daß diese Werbetätigkeit
den allgemeinen Willen des Volkes zu unverbrüchlicher loyaler Neutralität
in keiner Weise erschüttert habe.
8. Nov. Die Regierung errichtet ein besonderes Kohlenbüro.
Diese Maßnahme hat den Zweck, die Schwierigkeiten zu überwinden,
die England der Kohlenversorgung Schwedens bereitet. Das schwedische
Kohlenbüro kauft den gesamten schwedischen Bedarf an Kohle ein, sorgt
für die Verfrachtung und verkauft die Kohlen an die Lebensmittelkommission,
die sie weiter verteilt.
13. Nov. Wahlen zum Reichsrat.
Sie haben das Ergebnis, daß die linke Gruppe neun Plätze gewonnen
hat gegenüber 13 im Jahre 1912. Sie zählt jetzt also 22 Mitglieder, hauptsäch-
lich aus der Wahl der Landschaftsverbände und der Handels= und Industriekreise.
Der extreme rechte Flügel verliert neun Mitglieder durch Uebergang in die Neid-
hardtgruppe, die auf 25 angewachsen ist. Das Zentrum bleibt unverändert.
Mitte Nov. Unter englisch-russischer Kontrolle und mit Be-
teiligung der schwedischen Enskilda-Bank wird eine Aktiengesellschaft
„Transito“ gegründet.